Am zweiten Tag vom Bloggerwandern Rheinland-Pfalz geht es auf die Teufelstour (Infos). Die 15 Kilometer lange Strecke verspricht teuflische Anstiege und himmlische Aussichten – ich bin gespannt. Die Nacht im Trekking-Zelt steckt mir noch in den Knochen und während des Transfers im warmen Bus schlafe ich fast ein. Die Landschaft, die vor dem Fenster an mir vorbeizieht, sieht aber toll aus. Sie ruft mir ein lautes “Wander in mir” entgegen und ich hoffe, dass wir bald da sind.
Auf der Teufelstour gibt es 300 Millionen Jahre alte Steine
Am Wanderbahnhof in Olsbrücken werden wir schon erwartet. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Otterbach-Otterberg, Harald Westrich, erzählt uns ein bisschen was über die Teufelstour. Mehr als drei Jahre hat es gedauert, den Streckenverlauf auszuarbeiten. Dabei wurde bewußt auf “ausgetretene” Wege verzichtet und nach schmalen Pfaden und Naturwegen Ausschau gehalten. Die Mühe hat sich gelohnt. Der Weg wurde vom Deutschen Wanderinstitut mit dem Wandersiegel “Premiumwanderweg” ausgezeichnet.
Wir ziehen die Reißverschlüsse unserer Jacken hoch. Wenn man sich nicht bewegt, ist es ganz schön frisch und die Kälte krabbelt uns in die Klamotten. Jetzt übergibt Harald Westrich das Wort an Mario Marx. Unser Wanderführer kennt die Teufelstour wie aus dem EffEff und empfiehlt uns, die Jacken wieder auszuziehen. Unsere Wanderung beginnt nämlich mit einem knackigen Anstieg und da wäre die Kälte schnell vergessen.
Teuflische Anstiege…
Tatsächlich… beim Anstieg treten uns schon nach wenigen Metern die Schweißperlen auf die Stirn. Zum Glück gibt es auf halber Strecke einen tollen Blick auf den Olsbrücker Steinbruch und alle bleiben stehen, um ein Foto zu machen. Der rote Sandstein ist 300 Millionen Jahre alt und wurde unter anderem am Mainzer Dom und am Reichstag verbaut.
Doch der Anstieg ist noch nicht ganz geschafft. Einige Höhenmeter sind es noch bis zum Aussichtspunkt am Steilrech. Hier steht der Marie-Luise-Hatzfeld-Pavillon und es gibt Informationen zur “Landschaft im Wandel”. Wir sammeln uns, verschnaufen und verstauen die Jacken in den Rucksäcken. Die werden wir wohl erstmal nicht brauchen.
… und himmlische Aussichten
Wir wandern gemütlich ohne Steigungen weiter und genießen die tolle Aussicht. Wirklich wunderschön hier. Nach einem kurzen Anstieg kommt eine Aussichtsliege. Für 20 Personen bietet sie zwar nicht genug Platz, aber wenn ihr alleine unterwegs seit ist sie perfekt. Mario erzählt uns, was es alles zu sehen gibt: Vor uns liegt das Neubaugebiet von Frankelbach und links dahinter der große Selberg. Weiter hinten sieht man den Steinbruch von Kreimbach-Kaulbach. Hier wird aus Naturschutzgründen kein “neues” Gestein mehr abgebaut, nur das bereits gelöste abgetragen.
Gerne wäre ich noch sitzen geblieben, aber die Gruppe ist schon dem Bachlauf bergauf gefolgt und im Wald verschwunden. Auf auf… hinterher.
Wer ohne Track oder Karte nur nach Markierung läuft, muss jetzt ein bisschen aufpassen, um den kleinen Pfad, der rechts vom Hauptweg abgeht, nicht zu übersehen. Dank Mario kommt von uns natürlich keiner vom rechten Weg ab und wir gelangen zum Teufelstein. Der römische Steinbruch aus dem 3. oder 4. Jahrhundert wurde Ende des 19. Jahrhunderts für eine keltische Opferstätte gehalten. Kein Wunder. Durch das blockweise Auslösen des Sandsteins sind Stufen entstanden, die an Altare erinnern. Im Laufe der Jahre ist der Teufelstein dann aber in Vergessenheit geraten, bis er vor lauter Erde, Moos und Gestrüpp nicht mehr zu sehen war. Im Rahmen einer Aktion des SWR wurde er 1992 innerhalb von einer Woche wieder freigelegt und ist jetzt eins der Highlights dieser Tour.
Über Stock und Stein, durch Wasser und auf Stegen
Wir wandern weiter und der nächste Wegabschnitt ist sehr abwechslungsreich. Es geht durch einen Bach, über einen Holzsteg und anschließend ein Stück über den “unteren, unheimlichen Weg”. Diesen Namen hat der gut ausgebaute Wirtschaftsweg von den Anwohnern bekommen, weil er Morgens immer vollkommen im Nebel versinkt. Jetzt am Nachmittag ist es hier sonnig und alles andere als unheimlich. Vielmehr ist es das letzte Stück vor einem “teuflischen” Anstieg, auf dem wir noch gemütlich plaudernd nebeneinander gehen können.
Kurz nachdem wir den Wirtschaftsweg nach rechts verlassen haben, ist mit der Plauderei erstmal Schluss. Ich brauche meinen Atem für den längsten Anstieg der heutigen Wanderung. Puh – ich lasse mich ein bisschen zurückfallen. So kann ich ungestört Schnaufen und Japsen. Gute zwei Kilometer zieht sich der Anstieg den Berg hinauf und ich bin froh, als sich die Gruppe im Steinbruch Sulzbachtal zu einer kurzen Pause sammelt.
Hier im Steinbruch wurde noch bis in die 70er Jahre gelber Sandstein abgebaut. Unterschiedlich große Steinbrocken liegen herum und dienen uns als Sitzgelegenheiten. Irgendwie sieht es so aus, als wären die Arbeiter gestern noch hier gewesen. Und tatsächlich bahnen sich von Zeit zu Zeit immer mal wieder große Maschinen den Weg hierher, um einzelne Steinbrocken zu holen.
Vom Steinbruch aus geht es noch ein kleines Stück bergauf, bis wir mit einem atemberaubenden Rundumblick belohnt werden. Dieser bleibt uns auch noch ein bisschen erhalten, während wir zwischen den Feldern in Richtung Eulenbis wandern.
Im Beerewei(n)museum dreht sich alles um die Mostbirne
Aus Zeitgründen kürzen wir die Teufelstour ein Stück ab, sparen uns den Abstieg links runter in den Wald und gehen auf direktem Weg zum Beerewei(n)museum nach Eulenbis. Hier erwartet uns nicht nur die Beerewei(n)königin Janina I, sondern auch eine deftige Mahlzeit. Kartoffelsuppe, Pfälzer Saumagen und grobe Leberwurst – perfekt für uns hungrige Wanderer. Dazu noch Kaffee und Kuchen und eine Toilette mit fließendem Wasser zum Händewaschen. Welch ein Luxus nach der Nacht im Trekking-Zelt.
Angeregt plaudernd und gut gelaunt sitzen wir beim Essen, als uns Arnold Jung zu einer Führung durch das Beerewei(n)museum einlädt. Wer jetzt davon ausgeht, dass es im Museum um Wein aus Himbeeren oder Brombeeren geht, der irrt sich. Vielmehr handelt es sich bei den Beere um “Orsborner” oder “Frankenbacher Mostbirnen”, aus denen hier schon vor Jahrhunderten Wein und Schnaps hergestellt wurden.
Regionaler geht es kaum – der Beerewei(n)
Arnold Jung erinnert sich noch genau daran, wie hier in seiner Kindheit die “Alten” gesessen und Birnen verarbeitet haben. Lebhaft erklärt er uns die Ausstellungsstücke, erzählt überlieferte Anekdoten und man merkt richtig, wieviel Spaß ihm das macht. Immerhin bis 1954 wurde hier auf den alten Obstmühlen noch gearbeitet, bis sich die Arbeit nicht mehr rentierte. Die Herstellung von Beere(n)wein und -schnaps ist nämlich sehr aufwändig. Ein übersehenes faules Birnchen kann alles zunichte machen.
Trotzdem tun sich seit 1994 Jahr für Jahr zehn Herren zusammen und machen sich an die mühevolle Arbeit. Mit viel Liebe und Sorgfalt werden die Birnen geerntet und zu Beerewei(n) verarbeitet. Ob man eine Flasche kaufen kann? Nein, das geht leider nicht. Hier wird nur für den Eigengebrauch produziert. Aber wer eine Führung durchs Museum bucht, der darf probieren. Also… wenn ihr eine Wanderung auf der Teufelstour macht oder sowieso mal hier in der Nähe seit… ruft bei Arnold Jung an und vereinbart einen Besuchstermin. Es ist toll!
Jetzt geht es nur noch abwärts
Gestärkt und ausgeruht geht es auf die letzten fünf Kilometer der Teufelstour. Langsam zieht sich der Himmel zu und hinten am Horizont sieht man den Regen kommen. Ob wir unsere Wanderung noch trocken zu Ende bringen?
Der Wanderweg führt uns mit Blick auf Weilerbach an Wiesen und Kuhweiden vorbei. Die Rindviecher schauen neugierig zu uns rüber. Soviel Aktivität scheint ihnen sonderbar vorzukommen und währen wir munter vorbeiziehen, schaut uns die Herde regungslos nach.
Der Weg bis ins Sulzbachtal verläuft leicht abschüssig und wir kommen zügig voran. Am Wegesrand gibt es ein paar Infos zum vulkanischen Gestein, welches hier zu finden ist. Zusätzlich macht uns Mario noch auf die eine oder andere Besonderheit aufmerksam. Schon eine praktische Sache, so ein Wanderführer *g.
Kurz vor Hirschhorn überqueren wir Bahngleise. Von hier ist es nur noch ein kurzes Stück bis nach Untersulzbach, wo die Teufelstour endet. Auf den letzten 300 Meter werden wir übrigens noch vom Regen eingeholt. Egal, eine kleine Abkühlung kann nicht schaden und im Otterberger Hof wartet ja eine heiße Dusche auf uns.
Fazit
Die Teufelstour hat alles, was eine abwechslungsreiche Wanderung braucht. Höhenmeter, Aussichten, schmale Pfade, historische Orte, Wasser, Steine und Wald. Sicherlich ist sie aus Zertifizierungsgründen nicht als Rundweg angelegt, aber wer möchte, kann vom Zielpunkt auch noch die zwei Kilometer bis zum Startpunkt laufen. Es gibt viele Infotafeln, die auf Besonderheiten am Wegesrand hinweisen und wem das nicht reicht, der bucht sich einfach Mario als Wanderführer. Und denkt dran, dem Beere(n)weinmuseum einen Besuch abzustatten.
Den Track zur Tour gibt es im Tourenplaner Rheinland-Pfalz. Und wer noch den einen oder anderen Geocache finden möchte, sollte sich diese hier mal angucken: GC6DGE1, GC18ZF7, GC4P4XQ, GC1K95C, GC71ZWY und noch die drei hier, wenn ihr zu Fuß zum Startpunkt geht: GC55DRR, GC6D57G und GC6E08B.
17,2 km
Höhenmeter: 439 m (nur Anstieg)
4 Stunden 55 Minuten in Bewegung
1 Stunde 10 Minuten Pause
3,5 km/h reine Gehzeit
2,8 km/h inkl. Pause
Hihi, schön geschrieben! Macht mich echt neidisch. Kleiner Hinweis zu einer der BUs: Der Wanderführer Marion Marx! Mann oder Frau? dem Bild nach eher ein Mario als eine Marion.
Uups – danke für den Hinweis lieber Joachim. Natürlich ist Mario ein Mann… das “n” habe ich schnell wieder gelöscht 🙂
Tolle Tour!
Wir waren vergangenes Wochenende nur auf der Miniroute um den Teufelstisch unterwegs in der Pfalz. Auch schön, aber zu kurz 😉
Herzliche Grüße,
Annette
Zum Teufelstisch möchte ich auch unbedingt mal. Eine tolle Felsformation. <3
Die Natur ist wirklich herrlich!
Liebe Grüße!
Hallo Jutta, danke für den schönen Bericht. Ich hatte mir die ganzen Berichte aufgehoben, bis ich mit meinen Artikeln durch bin. So langsam hechele ich Eure Berichte jetzt alle durch 🙂