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Plamort – Drachenzähne im Hochmoor

Wegweiser zum Plamort
Aufwärts geht es zum Plamort

Am Startpunkt unserer Bunkertour gab es eine Infotafel mit Bildern von der Panzersperre am Palmort (Infos). Die sehen absolut genial aus und sind mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Kaum wieder in der Pension, habe ich gleich recherchiert und siehe da, von Reschen aus ist das Hochmoor und die dortige Befestigungsanlage zu Fuß erreichbar. Meine Planung für die nächste Wanderung kann beginnen.

Ob mich oben auf dem Plamort Schnee erwartet?

Nach einem guten Frühstück und nachdem wir die Kids zum Skilift gebracht haben, schnüre ich meine Wanderschuhe und mache mich auf den Weg zum Plamort. Das Hochmoor liegt auf 2.083 Metern Höhe, ich werde also auf ein paar Höhenmeter zurücklegen müssen. Ob da oben Schnee liegt? Viele Wanderwege sind hier im Winter ja nicht zugänglich. Egal, ich versuche mein Glück und wandere los.

Schnee auf dem Weg zum PlamortWie nicht anders zu erwarten, geht es von der Pension aus erstmal nur bergauf. Ich wandere durch den Ort, dann durch den Wald in Richtung Etschquelle (wer noch nicht da war, sollte unbedingt einen Abstecher dorthin machen und den Wegweisern folgen) und anschließend eine Schotterstraße am Berghang entlang. Und um es gleich vorweg zu nehmen, der Aufstieg ist extrem langweilig. Man hat zwar immer mal wieder einen schönen Blick ins Tal, aber der Weg schraubt sich doch recht ereignislos hinauf. Außerdem werden meine Befürchtungen vom Start schnell bestätigt. Teilweise ist der Weg von Schneefeldern bedeckt.

Aufstieg über die Straße zum Plamort
Plötzlich ist von Schnee nichts mehr zu sehen

Beim Anstieg wechseln sich Schneefelder und freie Straßenpassage ab

Aber das Wetter ist schön und es kann mir ja nichts schlimmeres passieren, als dass ich umkehren muss. Also balanciere ich über die vereiste Schneedecke und wandere schon nach wenigen Metern wieder auf Straßenschotter weiter. An einer Abzweigung führt mich der Track links von der Hauptstraße ab. Leider in eine Sackgasse, denn als es steil rechts hoch gehen soll, komme ich nicht weiter. Tauwasser fließt unter der Schneedecke den Berg herunter und es gibt ohne entsprechende Ausrüstung kein Weiterkommen. So ein Mist. Also zurück auf die Straße. Ich überlege kurz, ob ich gleich wieder absteigen soll, sehe das aber dann doch nicht ein und gehe einfach die Straße weiter hinauf.

Ein Bunker auf dem Plamort
Endlich oben – das Hochmoor Plamort
Wegweiser zur Panzersperre auf dem Plamort
Da geht’s lang

Hier komme ich gut (aber dank dem anhaltenden Anstieg laut schnaufend) voran. Von Schnee ist nichts mehr zu sehen. Perfekt. Immer wieder werfe ich einen Blick auf das GPS-Gerät. Ich muss doch gleich mal oben sein, oder? Tatsächlich. Da geht es rechts einen kleinen Weg hinauf und ich stehe vor dem ersten Bunker. Wie cool ist das denn? Ich strahle, genieße die tolle Aussicht und wandere über den weichen Moosboden zu der Ruine. Hier schaue ich mir alles genau an, gehe in den Bunker rein und klettere auf ihm herum. Hmm – schon nett, aber wo ist denn die Panzersperre? Ah – da hinten steht ein Wegweiser. Ich muss noch etwa 800 Meter übers Hochmoor gehen. Dann mal los.

Die Panzersperre auf dem Hochmoor Plamort
Da ist sie, die Panzersperre am Plamort

Die Panzersperre auf dem Plamort sieht tatsächlich aus wie eine lange Reihe mit Drachenzähnen

In freudiger Erwartung wandere ich über den kleinen Pfad durchs Hochmoor, klettere nochmal über ein Schneefeld und dann stehe ich vor der beeindruckenden Panzersperre. Wahnsinn, was die hier ab 1938 gebaut haben. Die 500 Meter lange Panzersperre sollte den Weg über die Hochebene in Richtung Italien sichern. Die Sperre wurde aus Lärchenholz-Pfählen errichtet, die einen halben bis einen Meter aus dem Boden gucken und in ein Fundament aus Beton eingelassen sind. Außerdem wurden die Pfähle mit Beton ummantelt und bekamen zusätzlich noch eine Spitze aus Metall aufgesetzt. Zu guter Letzt wurde die gesamte Panzersperre noch mit Stacheldraht und einem Wassergraben gesichert.

Was für ein Aufwand… und das alles völlig umsonst. Als nämlich die deutsche Wehrmacht 1943 von Österreich aus in Italien einmarschierte, war die Anlage vollkommen funktionsfähig, wurde jedoch kampflos übergeben.

Zum Glück gab es an der Panzersperre auf dem Plamort nie einen Kriegseinsatz

Bis 1962 wurde die Panzersperre und die dazugehörigen Bunkeranlagen auf dem Plamort noch gewartet, geriet danach aber erstmal in Vergessenheit. Von 2001 bis 2003 wurde die Anlage schließlich restauriert und kann seither besichtigt werden.

Panoramablick von einem der Bunker zurück auf die Panzersperre
Panoramablick von einem der Bunker zurück auf die Panzersperre

Ich wandere an der kompletten Panzersperre entlang und klettert danach durch die am Kopfende liegenden Bunkeranlagen. Das ist teilweise ganz schön tricky, da immer wieder vereiste Schneefelder zu überwinden sind und es außerdem recht steil und rutschig ist. Egal – immerhin kann man hier auch cachen – und wenn ich schon mal da bin, schaue ich mir auch alles an.

Plamort biotop mit toller Aussicht

Ein eingeschneiter Bunker auf dem Plamort
Bunker im Winterschlaf

Das Wetter ist ein Traum und die Ruhe hier herrlich. Ich bin einsam und alleine unterwegs und treffe weder beim Aufstieg noch jetzt hier oben im Hochmoor andere Menschen. Ein unheimliches Glücksgefühl durchströmt mich. Es so wunderschön hier. Vielleicht kann man ein bisschen davon auf den Fotos sehen, aber vor Ort ist das alles natürlich noch beeindruckender.

Nachdem ich durch die Bunker geklettert bin, gehe ich wieder zurück zur Panzersperre und dann links den Hügel hinauf. Dort oben ist noch ein Cache versteckt. Außerdem möchte ich mich hier noch ein bisschen umgucken – zum Abstieg habe ich noch keine Lust.

Bunker im Winterschlaf

Ein breiter Weg führt hinauf auf die Anhöhe und ich bekomme nochmal diverse Bunkeranlagen zu sehen. Leider kann ich nicht hinein, sie befinden sich nämlich noch im tiefsten Winterschlaf – alle Eingänge sind zugeschneit. Irgendwie witzig, da ich hier oben im T-Shirt rumlaufe und die Sonne auf mich runterknallt. Trotzdem toll. Mit dem Geocaching wird es dann hier leider nichts… dazu hätte ich wohl eine Schneeschaufel mitbringen müssen. Egal, ich entdecke immer wieder einen versteckten Ausguck oder eine verschneiten Eingang zu einem Bunker und freue mich wie ein Kind. Zum Glück sieht mich ja hier keiner. Hihi.

Blick von der Kuppe über das Hochmoor
Blick von der Kuppe über das Hochmoor und zur Panzersperre

Jetzt will ich mich aber doch langsam auf den Rückweg machen. Ich irre ein bisschen orientierungslos auf der Kuppe herum und entscheide mich dann dazu, den gleichen Weg runter zu nehmen wie vorher hinauf. Schließich ist das hier ein Moor und die freien Flächen sind ausgesprochen feucht und schlammig. Also nochmal zurück zur Panzersperre und dann über den kleinen Trampelpfad zurück zum Abzweig, an dem ich von der Hauptstraße abgebogen bin.

Blick vom Plamort runter zum Rechensee
Der Reschensee, da will ich hin
Abstieg vom Plamort
Einen steinigen Pfad geht es steil abwärts

Jetzt geht es zurück nach Reschen

Hier nehme ich aber nicht die breite Schotterstraße, sonder wandere geradeaus über den E1 zurück nach Reschen. Ein ziemlich steiler und unwegsamer Weg, der außerdem für Mountainbiker (für mich unbegreiflich, wie man so einen steilen Holperweg mit dem Rad befahren kann) freigegeben ist. In der Saison muss man hier aufpassen und immer ein Ohr nach oben gerichtet haben. Nur so kann man rechtzeitig zur Seite gehen, falls ein Radfahrer runter kommt. Ich bin aber auch auf diesem Weg wieder alleine unterwegs und kann den Abstieg vom Plamort genießen.

Der Weg ist holprig und steil. Ich bin froh, dass ich hier nicht raufklettern musste, freue mich aber darüber, ihn runtersteigen zu können. Immer wieder gibt es einen atemberaubenden Blick auf Reschen und zum Reschensee. Auf der anderen Seite sehe ich auch die Skipiste, auf der unsere Freunde und meine Kids auf den Brettern stehen. Ihr seht, ich habe alles im Blick.

Unten angekommen geht es auf dem Etschquellenweg wieder zurück nach Reschen. Eine absolut geniale Tour. Was habe ich doch für ein Glück, das in dem Jahr, in dem ich wegen meiner Schulter-OP nicht Skifahren kann, so ein tolles Wanderwetter herrscht. Und nächstes Jahr kann ich dann ganz entspannt auf den Schnee konzentrieren – die spannenden Wanderungen in der Region habe ich ja dann schon gemacht.

Diese beiden Geocaches gibt es oben am Plamort: GC4JKDC und GC2ZT6F. Einen Track, der annähernd den Weg zeigt, den ich gegangen bin, gibt es bei Outdooractive zum Download (die groben Cache-Kreuz-und-Quer-Laufereien habe ich schon ausgelöscht, trotzdem ist der Track eher eine Orientierung). Ich wünsche ganz viel Spaß beim Nachtwandeln. Tipp: Im Sommer kann man auch in Nauders mit der Sesselbahn hochfahren, dann auf dem Berg zum Hochmoor wandern und bei Reschen über den E1 absteigen. Jetzt im April war das wegen der befahrenen Skipisten nicht möglich.

Für die Statistik:

13,7 km
558 Höhenmeter (nur Anstieg)
4 Stunden 08 Minuten in Bewegung
1 Stunde 07 Minuten Pause
3,3 km/h reine Gehzeit
2,6 km/h inkl. Pause

 

Das Höhenprofil der Tour
Wo man mich noch findet:

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