Für die letzte Natursteig Sieg (Info) Etappe habe ich mir zwei nette Jungs zur Verstärkung mitgenommen. Schließlich ist so eine Abschluss-Etappe etwas ganz Besondereres und die wollte ich nicht alleine erwandern. Und so haben Marc und ich uns bei herrlichem Mai-Wetter am Bahnhof Kirchen mit Ralf getroffen. Ralf wohnt ganz in der Nähe und ist mit dem Zug angereist. Er ist ein super interessanter Mensch, der die ganze Welt bewandert und Landkarten entwirft. Keine “normalen” Landkarten, sondern Karten für Rollenspiele, Bücher und komplette Fantasy-Welten. Ihr könnt euch vorstellen, dass wir auf den fast 20 Kilometern von Etappe 14 viel zu besprechen haben.
Zu unserem Glück hat Ralf eine deutlich bessere Kondition als Marc und ich. So kann er uns von seinen spannenden Touren berichten, während wir langsam wieder zu Atem kommen. Denn der zwei Kilometer lange Zugweg vom Bahnhof Kirchen bis rauf zum Natursteig Sieg ist ganz schön steil. Oben angekommen werden wir erst vom schattigen Wald empfangen und dann mit einer wunderschöne Aussicht über Kirchen belohnt.
Nach Katzenbach führt uns der Natursteig Sieg zurück zur Sieg
Gemütlich plaudernd und lachend wandern wir weiter, immer mit einer schönen Aussichten ins Siegtal links von uns. Bei Katzenbach macht der Natursteig Sieg dann einen scharfen Knick und unsere Aussicht ändert sich. Jetzt können wir rechts von uns bis nach Freusburg gucken. Bei dem Wetter und der super Fernsicht ist das einfach toll.
Wie findet ihr es, wenn man während einer Wanderung sieht, wohin es gehen wird? Ich finde das toll, vor allem, wenn erst alles noch so weit weg aussieht und man dann plötzlich da ist. Und tatsächlich sehen wir von hier aus schon Burg Freunsberg, an der der Natursteig Sieg vorbei führt. Aber bis dahin ist es noch ein Stück und das vor uns liegende Wegstück hält noch ein paar Überraschungen für uns bereit. Kurz nach Ostern sind nämlich noch einige Häschen und bunte Ostereier am Wegesrand dekoriert. Für die Fotografen unter uns eine schöne Gelegenheit, Bilder zu machen. Und für mich ein guter Grund, die Herren bei der Arbeit abzulichten.
Noch ein Stück weiter und wir erreichen die Sieg und das tolle Gelände der Freusburger Mühle. Diese seit 1660 urkundlich erwähnte Mühle, hat bis ins Jahr 1978 Korn gemahlen. Und zwar bis zu 60 Tonnen am Tag. Dann war es aber vorbei mit dem Mühlbetrieb und sie dient seither ausschließlich der Stromerzeugung. Es ist wunderschön hier und gerne würde ich die Gebäude näher erkunden, aber die Gebäude sind nicht öffentlich zugänglich. Wir überqueren die Sieg und werfen noch einen Blick zurück auf die Mühle. Sicher wäre ich noch ein bisschen hier geblieben, hätte ich gewußt, was für ein anstrengender Anstieg zur Burg Freusburg uns bevorsteht.
Der Anstieg zur Burg Freusburg kostet uns viel Kraft
Nachdem wir die Sieg überquert haben, folgen wir dem Fluß ein Stück, bevor es nach links steil hinauf zur Burg Freusburg geht. Der Anstieg ist wirklich beschwerlich und sehr steil. Wir folgen natürlich nicht der Straße “gemütlich” den Berg hinauf. Nein, der Natursteig Sieg führt uns aus dem Siegtal über einen kleinen Pfad auf direktem Weg bergauf. Meine Güte, bin ich wirklich so schlapp? Zum Glück schnaufen wir alle und gönnen uns am Ende des Pfades eine kleine Pause. Aber die Burg ist noch nicht zu sehen. Es geht immer noch weiter hinauf und wir wandern durch das wunderschöne Freusburg. Hier herrscht ein ganz besonderer Flair, der mich total in seinen Bann zieht. Ich komme mir vor wie in einem Märchenbuch. Nicht, dass der schöne Ort den anstrengenden Anstieg vergessen lassen würde, aber ein bisschen lenkt er doch ab.
Dann endlich erreichen wir Burg Freusburg und haben gleich doppeltes Glück. Zum einen haben wir diesen anstrengenden Anstieg hinter uns gebracht und zum anderen hat heute das Café an der Burg geöffnet. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn das Café öffnet nur an wenigen Tagen im Monat. Ich empfehle euch, vorher heraus zu finden, ob das Café an dem Tag, an dem ihr eure Wanderung plant, offen hat. Ein Besuch lohnt sich. Der Kuchen ist köstlich und das wunderschöne Ambiente ist genau die richtige Umgebung, um sich auszuruhen und Kraft für die weitere Wanderung zu sammeln. Schließlich sind es noch etwas mehr als 10 Kilometer auf dem Natursteig Sieg, bis wir Mudersbach, das Ziel unserer heutigen Etappe, erreichen.
Eine Jugendherberge in einer Burg? Wie cool ist das denn?
Jetzt noch kurz ein paar Sätze zur Burg Freusburg selber. Sie wurde im Jahr 913 unter dem Namen Fruodeesbraderofanc erstmals erwähnt, was schon ziemlich lange her ist, oder? Sie hat im Laufe der Jahrhunderte viele interessante Persönlichkeiten beherbergt und könnte sicher einiges erzählen. Zu schade, dass Mauern zwar manchmal Ohren haben, aber nie Münder. Seit 1928 wird die Burganlage als Jugendherberge genutzt. Sie gehört mit etwa 60.000 Übernachtungen jährlich zu den meist besuchtesten Jugendherbergen Deutschlands. Kein Wunder, denn der Ausblick von hier oben ist toll – wie muss der erst aus einem der Zimmer in den oberen Etagen sein?
Der Abstieg von der Burg erfolgt über einen kleinen, schmal Pfad, der sich den Hang hinunter schlängelt. Marc bleibt immer weiter zurück. Er meint zwar, dass alles ok ist, aber irgendwie mache ich mir doch Sorgen. Als wir eine Straße erreichen, teilt er uns mit, dass er die Wanderung hier abbrechen möchte. Irgendwie scheint ihm der Kuchen auf den Magen geschlagen zu sein. Kombiniert mit dem anspruchsvollen Anstieg und der prallen Sonne reicht es ihm für heute. Nur gut, das der Natursteig Sieg hier eine Schleife macht. Der direkte Weg an der Sieg entlang zurück zum Auto beträgt nur etwa drei Kilometer. Es geht Marc gut genug, dass wir ihn gemütlich zurückgehen lassen können. Er wird uns dann in Mudersbach erwarten.
Nach den vielen Sehenswürdigkeiten verläuft der Natursteig Sieg jetzt erstmal wieder sehr naturnah durch einen wunderschönen, knallgrünen Mischwald. Es geht zwar stetig bis auf 492 Meter hinauf, aber es lässt sich gut gehen und wir sind ja inzwischen auch ein bisschen eingelaufen. Die Sonne steht hoch am Himmel, aber die Bäume sorgen mit ihrem Schatten für angenehme Temperaturen.
An der Sieg macht man aus Erz Bier – oder so ähnlich
Als wir eine Straße erreichen kommen wir an einem Stollen vorbei. Hmm – da ist etwas, was unter die Erde führt… da wird Jutta natürlich neugierig. Wir stehen vo dem 200 Meter langen Erzquell-Stollen. Die dort stehende Infotafel ist mit “Vom Erz zum Bier” überschrieben… wie bitte? Ich lese weiter und staune nicht schlecht. Im 18. Jahrhundert wurde hier zur Erzgewinnung ein 200 Meter langer Stollen ins Gestein getrieben. Allerdings wurde hier weniger Erz gefunden als gedacht. Dafür sickert aus den Gesteinsritzen des Stollens Quellwasser. Es ist keimfrei, frei von Mineralien und sehr weich. Eigenschaften, die fürs Bierbrauen super geeignet sind. Das dachte sich auch die Erzquell Brauerei Siegtal, die den Stollen 1902 übernahm und seither das Wasser durch eine 4 Kilometer lange Leitung ins Tal fließen lässt.
Wirklich spannend, oder? Und auch meine Unterhaltung mit Ralf bricht nicht ab. Es gibt aber auch vieles spannende aus unserer beiden Leben zu erzählen. Irgendwie scheinen Wanderer eh ein ganz besonderes Völkchen zu sein. Ich habe im Zuge meiner Natursteig Sieg Touren einige ganz tolle Menschen kennengelernt. Und bei keinem war es ein Problem, interessante Gesprächsthemen zu finden. Ganz im Gegenteil, oft ist man fast schon traurig, wenn das Etappenziel erreicht ist.
Auch wir nähern uns jetzt Mudersbach. Marc hat uns schon mitgeteilt, dass er am Zielort angekommen ist und auf uns wartet. Doch unser Eintreffen dort wird nochmal verzögert. Erst müssen wir uns die Mariengrotte, an der wir oberhalb von Mudersbach vorbei kommen, näher angucken. Die fast drei Meter hohe Marienfigur ist beeindruckend und ich kann mir vorstellen, dass viele Gläubige hier Trost finden. Wir wandern weiter und sehen die ersten Häuser von Mudersbach. Noch sind sie nicht direkt greifbar, aber es ist nur noch ein kleines Stück bergab und wir haben unser heutiges Ziel erreicht. Marc erwartet uns. Er ist auf einem großen Stein am Parkplatzrand und es geht ihm wieder gut. Zum Glück!
Fazit
Die aktuelle (eine Erweiterung des Weges bis zur Siegquelle ist geplant) Schlussetappe vom Natursteig Sieg ist ein wirkliches Highlight. Wunderschöne Natur, eine tolle Wegführung und immer wieder ganz besondere Sehenswürdigkeiten runden eine lange und anstrengende Etappe ab. Sie ist sicherlich mehr als ein gemütlicher Sonntagsspaziergang, aber wer ein paar Steigungen nicht scheut wird an dieser Wanderung seine wahre Freude haben.
Wenn ihr selbst die Strecke erkunden möchtet, könnt ihr euch hier auf der Natursteig Sieg Seite den GPX-Track runter laden. Geocaches direkt auf dem Weg gibt es diesmal keine. Wer trotzdem einen machen möchte, kann sich diesen hier vornehmen: GC6RC4M. Der ist ein paar Meter neben dem Weg, aber ohne großen Umweg zu erreichen.
Für die Statistik
21,6 km
5 Stunden 40 Minuten in Bewegung
50 Minuten Pause
3,8 km/h reine Gehzeit
3,3 km/h inkl. Pause
Wo man mich noch findet:
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