Heute wandere ich auf dem Pfälzer Weinsteig (Website) von Edenkoben bis nach St. Martin. Das ist zwar nicht die komplette sechste Etappe, aber da ich wegen der Pfälzer Mandelblüte auf der Villenstraße in Edenkoben unterwegs bin, starte ich gleich hier. Am Ende der Villenstraße, an der Villa Ludwigshöhe, dem ehemaligen Sommersitz von König Ludwig I. von Bayern, geht es los. Ich stehe auf der Terrasse des Schlosses und freue mich, meine Wanderung mit einem so tollen Blick über die Rheinebene beginnen zu können.
Nach wenigen Metern erreiche ich die Talstation der Rietburgbahn. Leider ist sie heute nicht in Betrieb, sonst wäre ich hinauf zur Burgruine gefahren und hätte mich dort ein bisschen umgeguckt. Statt dessen folge ich der rot-weißen Beschilderung des Weinsteigs. Der schmale Pfad verläuft durch den Wald abwärts, bis kurz vor der Siegfriedschmiede. Die Schmiede wurde 1688 erbaut und bis 1942 ununterbrochen als Wappenschmiede betrieben. Jetzt ist das historische Gebäude ein Gasthaus, was heute natürlich geschlossen ist. Da ich aber eh gerade erst losgegangen bin, juckt mich das nicht und ich steige links den steilen Abhang hinauf, dem Track folgend.
Der Pfälzer Weinsteig führt mich über Stock und Stein
Nach der kleinen Steigung führt der Weg in einem entspannten Auf und Ab bis hin zum Hilschweiher. An dem fischreichen Gewässer gibt es einen Bootsverleih und ein Waldkiosk. Unterwegs fallen mir immer wieder Schilder auf, die den Wanderer über Sagen aus der Region informieren. Hier am Weiher gab es beispielsweise die beiden Königskinder Walther und Hildegrunde aus Aquitanien, die im Jahr 462 hier auf ihrer Flucht aus dem Hunnenland Rast und Geborgenheit fanden. Wandern ist also nicht nur gut für Körper und Seele, sondern bildet auch.
Der Weinsteig führt an einem plätschernden Wasserfall vorbei, über den das Wasser aus der Hilschwasserquelle in den Weiher läuft. Dann geht es ein gutes Stück am Triefenbach entlang. Ein wirklich schöner Wegabschnitt mit wilden Brombeeren und sieben Holzbrücken, auf denen ich immer wieder die Bachseite wechsel. Als der Weg den Wasserlauf an einem scharfen Rechtsknick verlässt, geht es steil zur Klosterstraße hinauf und auf der anderen Straßenseite über einen breiten Wanderweg weiter in Richtung Friedensdenkmal. Die Kiefern am Wegesrand und die wunderbar vom Himmel scheinende Sonne geben mir das Gefühl, in der Toskana zu sein. Wahnsinn dieser Duft.
Ein Abstecher vom Weinsteig zum Friedensdenkmal lohnt sich
An einem großen Parkplatz möchte der Weinsteig-Track dass ich nach links abbiege. Ich mache aber einen kleinen, 200 Meter langen Abstecher nach rechts und sehe mir das Friedensdenkmal aus der Nähe an. Wirklich schön hier – und dieser Ausblick. Super. Man kann sogar über eine schmale Treppe auf das Denkmal hinauf steigen… was ich natürlich gemacht habe. Dabei ist mir mein Herz ganz schön in die Hose gerutscht. Meine Höhenangst ärgert mich aber auch wirklich bei der kleinsten Gelegenheit – menno. Egal. Das Magenkribbeln ist für mich kein Grund, eine kleine Kletterpartie auszulassen.
Jetzt aber zurück zum Pfälzer Weinsteig und auf der anderen Seite des Parkplatzes hinein in den Wald. Nach einigen hundert Metern macht der Steig seinem Namen alle Ehre und mein Herz-Kreislauf-System bekommt etwas zu tun. Hui – es geht in Richtung Kropburg einen kleinen Pfad ganz schön steil hinauf. Ein Blick auf mein GPS-Gerät zeigt mir, dass dieser Anstieg abgekürzt werden könnte, aber schließlich ist ja der Weg das Ziel, oder? Und so erklimme ich japsend einen Höhenmeter nach dem anderen.
Nach dem steilen Anstieg gibt es wieder Zeit zur Entspannung
Am Scheitelpunkt angekommen wird der Weg wieder breiter und ich komme gemütlich voran. Fasziniert betrachte ich die großen Steinbrocken, die am Wegesrand zwischen Heidekraut und Blaubeeren liegen. Es sieht aus, als hätte eine Clique von Riesen hier mit Würfeln gespielt und diese einfach liegen lassen. Wie die wohl hier hingekommen sind? Von Rüdiger Füßl, einem Gimmeldinger Gästeführer, erfahre ich zwei Tage später, dass die Haardt, der etwa 30 km lange und 2 bis 5 Kilometer breite Mittelgebirgszug am Ostrand des Pfälzerwaldes, auf dem ich schon den ganzen Tag herumwandere, aus Sedimentgestein sowie rotem und gelbem Sandstein besteht. Je höher man kommt, um so mehr Erde wurde im Laufe der Jahre durch Wind und Wetter von dem Gestein gespült… und die einzelnen Schichten kommen zum Vorschein.
An einer Bank mit tollem Blick auf St. Martin, meinem heutigen Zielort, mache ich kurz Pause. Rechts runter führt ein Kreuzweg steil hinab zur Kropsburg. Sehr steil. Ich denke kurz darüber nach, trotzdem runter zu gehen – mache aber nach 50 Metern auf dem Absatz kehrt. Allein schon der Gedanke, die 500 Meter, die es insgesamt bis zur Burg sind, wieder hinaufzuklettern, lassen mich erschöpft zusammenbrechen. Wer diesen steilen Keuzweg freiwillig geht, dem gilt meine tiefe Bewunderung. Allerdings wäre dieser Abstieg eine schöne Abkürzung ins Stadtzentrum von St. Martin. Wessen Ziel also dieser Weinort ist, kann über die Burg dorthin gelangen.
Zum Schluß dieser Weinsteig-Etappe ist nochmal Trittsicherheit gefragt
Ich bleibe jedoch auf dem Weinsteig und gehe durch den Laubwald weiter. Spannend, wie sich die Flora hier immer wieder verändert. Nachdem ich links vom Weg das 1929 in den Stein gehauene Dichterhain passiere, führt der Weg rechts einen schmalen und recht steilen Weg in Serpentinen abwärts. Zum Glück habe ich meinen Wanderstab dabei, hier ist Trittsicherheit gefragt. Nach der Schutzhütte habe ich es fast geschafft. Am Sandwiesenweiher verlasse ich den Weinsteig und nehme die Einlaubstraße bis hinein nach St. Martin.
Fazit: Eine wirklich tolle Strecke! Die Landschaft und die Beschaffenheit des Weges ändert sich ständig und der Weinsteig wird nicht langweilig. Sehenswürdigkeiten am Wegesrand laden immer wieder zum pausieren ein – das hat richtig viel Spaß gemacht. Ich freue mich schon auf Morgen, wenn es von St. Martin auf der fünften Etappe des Prädikatswanderwegs bis nach Neustadt geht. Die längste Teiletappe den Weinsteigs mit vielen spannenden Highlights.
Den Track für die Strecke könnt ihr euch bei Outdooractive herunterladen. Und ein (immerhin) zwei Tradis auf dem Weg gibt es auch: GC68TMA und GC251NK.
Für die Statistik:
12 km
3 Stunden 11 Minuten in Bewegung
34 Minuten Pause
3,7 km/h reine Gehzeit
3,2 km/h inkl. Pause
Das ist wirklich eine super schöne Strecke!
Und wieder ein Steig mehr auf meiner Wunschliste 🙂