Auf der Suche nach einer Wanderung für mein Walk & Talk mit Kristine Honig fällt mir das neue Buch von Sven von Loga in die Hände. Es liegt schon ein paar Tage auf meinem Schreibtisch. Der Kölner Geologe hat für “Expedition Rheinland: 16 spannende Wanderungen durch die Erdgeschichte” geologisch besonders interessante Strecken rausgesucht und ausführlich beschrieben. Kristine wohnt in Bonn und somit entscheiden wir uns für Königswinter als Startpunkt. Tour 8 führt uns durchs Siebengebirge – über Subvulkane und durch tiefe Täler. Perfekt zum Wandern.
Expedition Rheinland – über dem Siebengebirge strahlt die Sonne
Als wir am Wanderparkplatz Margarethenhöhe aus dem Wagen steigen, sehen wir ihn sofort. Den blauen Himmel. Er strahlt mit uns um die Wette und zusammen mit der klaren Luft und dem Sonnenschein steigt unsere Lust aufs Wandern nur noch mehr. Also los geht*s – schnell noch einen Parkschein ziehen und ab geht es auf die rund 15 km lange Strecke.
Vom Startpunkt aus wandern wir gleich ein paar Höhenmeter den Lohrberg hinauf. Wirklich wunderschön hier. Durch die Bäume können wir schon erahnen, dass es gleich einen spektakulären Blick über das Siebengebirge geben wird. Und richtig – vom Aussichtspunkt auf dem Erpelntalskopf aus haben wir schon nach wenigen hundert Metern einen phantastischen Blick übe das Siebengebirge. Die Gipfel von Drachenfels, Wolkenburg, Petersberg und vom Großen Breiberg lassen sich von der Sonne wärmen. Das Rheintal und die Eifel dagegen liegen versteckt – zugedeckt von einer flauschigen Wolkendecke. Wildromantisch, oder?
Im Reiseführer “Expedition Rheinland” schreibt Sven von Loga, dass es sich bei dem Gestein, was immer wieder am Wegesrand zu sehen ist, um Trachyt handelt. Trachyt ist das typische Gestein des Siebengebirges, aus dem u. a. auch Teile des Kölner Doms gebaut wurden. Kristine und ich gucken interessiert… ob der Fels, an dem die Gedenktafel für Günther Leonhardt hängt, auch aus Trachyt ist? Wir nicken zustimmend (wie mein Vater schon sagte. “Wenn man keine Ahnung hat, muss man wenigstens überzeugend dabei aussehen”) und wandern weiter, dem Track folgend.
Wir plaudern und quatschen. Als wir an der Gaststätte Löwenburger Hof vorbei kommen, erinnere ich mich daran, schon mal hier gewesen zu sein. Während meiner 2. Rheinsteig Etappe habe ich hier Rast gemacht und eine Rhabarberschorle getrunken.
Wer quatscht kommt schon mal vom Weg ab
Plötzlich erinnere ich mich an die Wegbeschreibung und blicke auf meinen Garmin. Uppps – eigentlich sollten wir am Löwenburger Hof erst auf dem Rückweg vorbeikommen – sind wohl falsch abgebogen. Also zurück! Es ist nicht so einfach, einem Weg zu folgen, der nicht ausgeschildert ist. Ich empfehle euch daher, auf jeden Fall den Track runter zu laden und auch ab und zu mal einen Blick darauf zu werfen. Alternativ geht es natürlich auch mit der Beschreibung im Wanderführer.
Also zurück Marsch Marsch und dem breiten Weg durch den Wald in Richtung Ölender folgen. Viele Markierungen weisen auf den Rheinsteig hin und auf dem breiten Weg lässt es sich wunderbar wandern. Doch wir können nicht sehr lange gemütlich nebeneinander gehen. Laut Garmin müssen wir jetzt nach links und hinunter ins wunderschöne verwunschene Tretschbachtal. Hui – wie schön es hier ist. Nach dem breiten Weg führt die Wanderung jetzt einen schmalen Pfad entlang. An vielen Stellen ist er so gut unter Laub verborgen, dass wir zweimal hingucken müssen, um ihn zu entdecken.
Die Bäume werfen lange Schatten und kleine Holzbrücken kreuzen immer wieder den Tretschbach. Gut, er führt aktuell sehr wenig Wasser, trotzdem ist es aufgrund der Witterung an vielen Stellen matschig. Vorsorglich verläuft der Weg an einigen Stellen über Holzstege, damit man trockenen Fußes voran kommt. Wirklich schön hier – wir machen ein Foto nach dem anderen. Die Atmosphäre im Sommer, wenn alles grün ist und der Bach fröhlich plätschert, muss toll sein.
Geocaching stand neben Wandern auch auf dem Programm
Kurz vor Ende des Tretschbachtals machen wir einen kleinen Umweg, um den Geocache “Am (wilden) Tretschbach” zu suchen. Jaja, eigentlich wollte ich mich seit meinem Sturz von rutschigen und matschigen Stellen fern halten… aber es ist alles gut gegangen. Natürlich habe ich erst an der falschen Ecke gesucht, aber die kleine Dose konnte sich dann doch nicht lange verstecken. Log und auf geht es wieder zurück zum regulären Track.
Dieser führt uns zur Anna Hütte und wir werden stutzig. Irgendwas stimmt doch hier nicht… als wir im Wanderführer nachschauen wollen, ob es wieder etwas interessantes Geologisches zu sehen gibt, finden wir uns nicht zurecht. Kein Wunder… denn wir wandern die Hauptschleife der Strecke falsch herum. Im Uhrzeigersinn statt Dagegen. Hui – heute ist aber der Wurm drin – wir sind zwar auf dem richtigen Weg aber in der falschen Richtung unterwegs. Ein anderes Wanderpärchen wird auf uns aufmerksam, weil wir einen leicht bis mittelschwer verwirrten Eindruck machen. Sie fragen, ob sie uns helfen können. Wir lachen und verneinen. Uns ist nicht mehr zu helfen.
Der hier zu findende Devonsandstein hat sich vor 400 Millionen Jahren gebildet
Einige Meter und einen Geocache weiter ist ein Wegpunkt mit dem Namen “Devonstein” auf dem Track eingezeichnet. Wir stehen vor einem großen Felsen, bei dem es sich laut Beschreibung um Sandstein handelt, der sich im Erdzeitalter Devon vor 400 Millionen Jahren gebildet hat.
Da wird man irgendwie ganz bescheiden. Was dieser Fels wohl schon alles “erlebt” hat? Gut, viele Millionen Jahre war er unter einer Vulkankuppel verborgen, bis die Tuffschicht erodierte und den Sandstein freilegte (eine freie Interpretation von mir nach der Beschreibung aus dem Wanderführer). Na, jetzt hat er noch einen Moment Zeit, um den Anblick der vorbeikommenden Wanderer zu genießen, bis er vollständig von Erde, Moos und Bäumen bedeckt wird.
Wir wandern weiter durchs Annatal und um den Großen und den Kleinen Breiberg herum. Wir gönnen uns eine kleine Pause und merken zu spät, dass wir den Anstieg zum Gipfel des Großen Breiberg verpasst haben. Die Aussicht von dort soll richtig schön und vor allem ruhig sein, da sich nur wenige Wanderer hierher ver”irren”. Wir tun das ganz offensichtlich auch nicht. Schade, aber zurück gehen möchten wir auch nicht. Als wir schließlich den Ölender erreichen, gibt es nochmal ein paar Höhenmeter zu überwinden, bis wir wieder auf dem breiten Wanderweg in Richtung Löwenburg stehen. Welcome back.
Das Highlight der Tour erwartet uns – die Löwenburg-Ruine
Jetzt passen wir aber besonders auf, um den Weg rechts rum in Richtung Löwenburg-Ruine nicht zu verpassen. Und tatsächlich finden wir ihn absolut problemlos. Der Weg wird voller. Man merkt, dass die Löwenburg-Ruine ein absoluter Besuchermagnet ist. Spannenderweise war ich noch nie hier. Warum eigentlich nicht? Bekanntlich liebe ich ja alte Steine sehr. Egal, jetzt bin ich ja da und der Blick von den Zinnen macht uns sprachlos. Ein ABSOLUTER Traum.
Eine schneeweiße Wolkendecke liegt über dem Rheintal und wir kommen uns vor, wie in einer anderen Welt. Gut, die vielen Menschen, mit denen wir uns diese Aussicht teilen und das ständige Klicken von Fotoapparaten muss man natürlich ausblenden. Und trotzdem ist es einfach atemberaubend. Wir bleiben daher eine gute Dreiviertelstunde hier sitzen, machen Picknick, plaudern und genießen die Aussicht. Nur mit Mühe lösen wir uns schließlich. Die Sonne wärmt uns zwar von oben, aber die Kälte der Mauer, auf der wir sitzen, lässt sich nicht länger ausblenden.
Gesteinsformationen
Beim Abstieg können wir noch eine Besonderheit aus dem Buch “Expedition Rheinland” entdecken. Die großen, bemoosten aber ansonsten schwarzen Gesteinsbrocken am Abhang könnten die beschriebenen Phonotephrite sein (übrigens gibt es nur ganze 45 Google Suchergebnisse zu diesem Wort).
Ein paar Meter weiter ist sich Kristine dann sicher… das Gestein am Wegesrand erinnert sie an Kubismus. Kunst und Natur liegen eben ganz sich beieinander. Die uns entgegenkommenden Wanderer, denen wir sofort von unserer Kubismus-Entdeckung erzählen, gucken verwirrt. Egal, wir haben unseren Spaß.
Jetzt aber zurück zum Parkplatz. Ein kleines Stück noch durch den Wald und dann am Ortsrand von Königswinter-Lahr vorbei. Wir wandern über eine asphaltierte und dank der Witterung spiegelglatten Straße bis zum Auto. War das schön im Siebengebirge!
Zusammenfassung: Meine erste Wanderung auf einer Strecke aus “Expedition Rheinland” war ein voller Erfolg. Eine traumhaft schöne und sehr abwechslungsreiche Strecke – heute dazu auch noch bei Traumwetter. Länge, Höhenmeter und Wegebeschaffenheit sind genau nach meinem Geschmack. Die Beschreibungen der geologischen Besonderheiten ist sehr ausführlich. Ich muss aber gestehen, dass es für uns doch recht schwer war, den Ausführungen zu folgen. Ich glaube, beim nächsten Mal probiere ich es mal mit einem Geologen an meiner Seite. Vielleicht wandern mit Sven von Loga?
Noch einen Tipp zum Schluss:
Bitte denkt daran, am Wanderparkplatz Margarethenhöhe ein Parkticket am Automaten zu ziehen (3 Euro für den ganzen Tag). Hier wird, laut Aussage eines anderen Wanderers, ausführlich kontrolliert. Außerdem empfiehlt es sich, früh zu starten. Besonders am Wochenende ist der Parkplatz – auch durch seine Nähe zur Löwenburg-Ruine – bei Ausflüglern besonders beliebt und entsprechend voll.
Den Track zu dieser Tour und auch zu allen anderen Touren im Buch (inkl. der Wegpunkte, die auf geologische Besonderheiten aufmerksam machen) könnt ihr euch hier auf der Seite von Sven von Loga runterladen. Außerdem liegen folgende Geocaches am Wegesrand: GC4MWZJ, GC614D8, GC4MCR6 und GC4MCTB.
14,8 km
4 Stunde, 02 Minuten in Bewegung
58 Minuten Pause (davon mindestens 50 auf der Löwenburg – sooo schön)
3,7 km/h reine Gehzeit
3,0 km/h inkl. Pause
Was für schöne Bilder!!! Da haben Sie ja auch richtig Glück gehabt mit dem Wetter! “Tretschbachtal” ist auf meine Seite verlinkt. Seit kurzem ist der “Rheindrache” neu gestaltet mit WordPress online, dadurch haben sich die Dateinamen etwas geändert, jetzt ist es. http://www.rheindrache.de/tretschbachtal/
Ich wünsche weiter viele schöne Wanderungen! Viele Grüße, Petra Willnecker