Kurz war ich ja geneigt, diese Frage von Katjas Blogparade im Wellness Bummler Blog einfach mit einem dicken JA! zu beantworten. Denn – mich macht Wandern glücklich. Ich liebe es, alleine oder in der Gruppe durch die Natur zu gehen, die Erde und die Bäume zu riechen und von erklommenen Gipfeln den Blick über die Umgebung schweifen zu lassen. Es ist toll, einen Stück des Weges von Schmetterlingen begleitet zu werden oder auf der Lichtung ein Reh zu entdecken. Ich mag es, wenn meine Muskeln nach einem langen Anstieg schmerzen, mich aber nach einer kleinen Pause wieder weitertreiben. Weiter, um zu sehen, was hinter der nächsten Ecke ist, weiter, um zu erkunden, wohin der kleine Trampelpfad führt, der da vorne rechts vom Hauptweg abführt und weiter dem Ziel entgegen, wo Albert auf mich wartet und 5 Minuten bevor ich da bin eine Waffel mit Eis und Sahne und allem drum und dran für ich bestellt.
Ich bin glücklich bevor es losgeht, weil mir die Planung schon so viel Spaß macht. Wenn ich mich mit der Strecke beschäftige und den Track auf mein GPS Gerät lade. Wenn ich mir bei geocaching.com Caches raussuche, die auf der Strecke liegen. Wenn ich nach Übernachtungs- und Pausenmöglichkeiten gucke und mir Zimmer reserviere und wenn ich meinen Rucksack packe und hoffe, nichts vergessen zu haben.
Ich bin glücklich, während ich gehe. Wenn ich mich über die wunderbare Natur freue, wenn mir andere Wanderer lächelnd begegnen und wenn mich die geballte Kraft der ätherischen Öle des Waldes trifft. Wenn meine Lungen sich mit Sauerstoff füllen und mein Kopf von der Anstrengung rot wird (na gut, das macht mich nicht immer glücklich *g).
Und ich bin glücklich, wenn ein toller Wandertag zu Ende geht. Weil ich stolz bin, eine neue Herausforderung geschafft zu haben (wie bei den 41 km auf dem Moselsteig) oder weil ich mich über die tolle Runde freue. Weil es tolle Gespräche gab und ich neue Menschen kennen gelernt habe oder weil ich die Ruhe genossen habe, die mich einfängt, wenn ich drei Tage alleine unterwegs bin. Ich bin glücklich, wenn ich die Fotos sichte und in einem Blogpost meine Eindrücke und Erlebnisse zusammenfasse und ich freue mich, an Scheißtagen (ja, die gibt es auch bei mir) durch das Blog zu klicken und die Erinnerungen abzurufen.
Sooo – und wem diese glückliche Schwärmerei von mir noch nicht reicht, um es selber mal zu probieren, für den habe ich noch ein paar statistische Daten rausgesucht. Beim Googlen nach dem Thema “Wandern und Glück” bin in nämlich auf einen Forschungsbericht der Bundesregierung in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wanderverband gestoßen. Ich war ganz überrascht, dass es zum Thema Wandern einen so ausführlichen Bericht gibt und auch darüber, WAS es rund ums Wandern alles zu erforschen gibt.
Zusammenfassung:
Das Wandern stärkt die Muskeln, Knochen, Gelenke, Sehnen und Bänder der Beine (wen wundert’s). Dadurch werden Knie- und Hüftgelenke entlastet und das Verletzungsrisiko verringert sich. Außerdem verbessert regelmäßiges Wandern die Kraftausdauer und steigert die körperliche Leistungsfähigkeit. Und… Wandern macht glücklich! Denn das Erleben von eindrucksvollen Naturerlebnisse verstärkt die Produktion körpereigener Hormone und Botenstoffe. Die wiederum lösen Gefühle des Wohlbefindens und Glücks aus und reduzieren negative Stimmungen wie Trauer und Ärger. Außerdem wird durch Wandern akuter Stress abgebaut und das geistige Leistungsvermögen gesteigert.
Für die, die es gerne genauer wissen möchten, hier nochmal die wesentlichen, wissenschaftlich nachgewiesenen, gesundheitsfördernden Effekte des Wanderns (aus Forschungsbericht Nr. 591 “Grundlagenuntersuchung Freizeit- und Urlaubsmarkt Wandern” vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie):
Herz und Kreislauf: Regelmäßige und moderate Bewegung senkt das Risiko, an Herz Kreislauf Störungen zu erkranken. Wandern stärkt das Herz Kreislauf System und führt zu neurophysiologischen Verbesserungen (vgl. Manson et. al. 1999, Morris/ Hardman 1997).
Übergewicht: Wandern stellt eine Ausdauersportart dar, die sich im Gegensatz zu anderen Ausdauersportarten auch noch von Menschen mit starkem Übergewicht durchführen lässt. Durch das hohe Eigengewicht verbrauchen gerade Übergewichtige mehr Energie als der Durchschnitt. Der Anteil der Fettverbrennung am gesamten Stoffwechsel liegt beim Wandern mit 40 – 60% doppelt so hoch wie beim Laufen. (vgl. Morris/Hardman 1997).
Bewegungsapparat: Im Bereich der unteren Extremitäten werden Knochen, Gelenke, Sehnen und Bänder stabilisiert bzw. gestärkt. Es kommt damit zu einer Entlastung der Knie und Hüftgelenke, zum Training der gesamten Haltemuskulatur des Körpers (Wirbelsäule, Körperhaltung). Dies verringert das Verletzungsrisiko (vgl. Morris/Hardman 1997).
Immunsystem: Regelmäßige Bewegung bewirkt eine Stärkung des Immunsystems und damit eine geringere Anfälligkeit gegenüber Infektionskrankheiten (vgl. Forschungsinstitut für Urlaubs und Freizeitmedizin 2008).
Diabetes: Bewegung erhöht die gestörte Glukosetoleranz und Insulinsensitivität durch die Vermehrung der körpereigenen Insulinzellen. Die Ausübung von Sport gestaltet sich für Diabetiker jedoch nicht unproblematisch: längere Belastungen mit niedriger Intensität, wie sie das Wandern darstellt, sind kurzen Belastungen mit hoher Intensität vorzuziehen (vgl. Morris/ Hardman 1997, Sesso 1999).
Atemwege: Regelmäßiges Wandern führt zur Vergrößerung des Atemzugvolumens und der Lungen vitalkapazität. Dies hat eine tiefere, regelmäßigere Atmung, eine geringere Atemfrequenz und eine bessere Durchblutung der Lunge zur Folge (vgl. Morris/Hardman 1997).
Alter: Regelmäßiges Gehen, Wandern von Älteren bewirkt eine Verbesserung der Kraftausdauer und neuromuskulären Koordination. Wandern verringert somit das potentiell höhere Sturzrisiko von Älteren und steigert die körperliche Leistungsfähigkeit. Beides sind Faktoren, die die Betreuungsbedürftigkeit von Älteren verringern (vgl. Morris/Hardman, 1997).
Stimmungslage: Langandauerndes Gehen verstärkt u.a. infolge eines veränderten Stoffwechsels die Produktion körpereigener Hormone und Botenstoffe wie Serotonin und Dopamin. Damit verbinden sich Gefühle des Wohlbefindens und Glücks sowie die Reduzierung von negativen Stimmungen wie Trauer und Ärger (vgl. Morris/Hardman 1997).
Stress: Länger andauernde körperliche Belastung ist ein probates Mittel zum Abbau von akutem Stress. Weitere positive Effekte sind eine Zunahme der Stressresistenz, eine Reduktion des Stresshormons Kortisol sowie eine Erleichterung der Stressbewältigung (vgl. Morris/Hardman 1997).
Depression: Leichten und mittleren Formen der Depression kann durch regelmäßige Bewegung präventiv und therapeutisch begegnet werden. Die antidepressive Wirkung des Wanderns erreicht teilweise diejenige von einschlägigen Medikamenten und psychotherapeutischen Behandlungsmethoden (vgl. Blumenthal et al. 1999).
Neurobiologische Zusammenhänge: Für die wohltuenden Effekte von Bewegung auf unsere Hirnleistung gibt es eine Fülle von Erklärungen, die immer tiefer in die Funktionsmechanismen des Gehirns eindringen. Beispielsweise nimmt die Durchblutung des Gehirns bei geringen Gehbewegungen zu, der altersbedingte Abbau von Nervengewebe hingegen wird verlangsamt. Zudem erhöht Wandern die Verzweigungs- und Erneuerungsrate von Hirnnervenzellen und steigert das geistige Leistungsvermögen. Der direkte Zusammenhang von Bewegungsförderung und geistiger Leistungsfähigkeit wurde in mehreren Studien nachgewiesen (vgl. Blumenthal et al. 1999).
Demenz: Der kognitive Leistungsabbau kann durch regelmäßiges ausdauerndes Gehen verlangsamt werden. Wandern beugt der Entwicklung einer Demenz vor und wird als Möglichkeit zur Steigerung bzw. zum Erhalt der kognitiven Funktionsfähigkeit empfohlen (vgl. Abbot et al. 2004).
Zusatzfaktor Natur: Zahlreiche Studien belegen, dass Naturkontakte den Geist anregen und kognitiv belebende Effekte haben (vgl. Hartig et al. 1991, Hug et al. 2008, Kaplan/Kaplan 1982).
Ganz viele andere Liebeserklärungen und Glücksmomente rund ums Wandern findet ihr unter der Blogparade verlinkt oder in den Blogs in meiner Blogroll.
Liebe Jutta,
das ging ja richtig zackig mit deinem Beitrag 🙂 Und deutlicher hätte die Antwort auch nicht ausfallen können 🙂
Aber du schwebst hier mit mir komplett auf einer Wellenlänge.
Vielen, vielen Dank für den tollen Beitrag.
Liebe Grüße
Katja