Grevenbroich gehört ja quasi zu meiner Homezone. Darum kommt die Vollrather Höhe auch ständig in mein Blickfeld. An ihren “Hängen” habe ich ja schon einige Male gecached, heute bin ich dann endlich mal ganz oben auf dem 162 m hohen Plateau der Abraumhalde gewesen. Und zwar während einer Wanderung zwischen Industrie und Natur, vorbei am Windpark Grevenbroich, dem Kraftwerk Frimmersdorf, durch Wälder, über Felder und an der Erft entlang.
Geparkt habe ich an der Wassermühle in Grevenbroich-Gustorf. Vom Startpunkt aus folge ich erst ein Stück der Straße an der Mühle vorbei. Dann geht es hinter dem Wehr links ab und an der Erft entlang. Richtig schön, wie sich hier die Weiden im Wasser spiegeln. Ich genieße den Anblick und gelange anschließend nach Neuenhausen. Hmmm – hier kommt es mir doch irgendwie bekannt vor. Und richtig, der Weg führt mich direkt am Startpunkt des Nachtcaches “Welchenberg come back” vorbei, den ich im Dezember mit meiner Geocaching-Truppe schon gemacht habe. Damals führten uns die Stationen allerdings rauf auf den Welchenberg und am alten Sportplatz vorbei. Heute gehe ich an der Aufstiegsstelle vorbei und erklimme statt dessen die Vollrather Höhe.
Auswärts gehts zur Vollrather Höhe
Leider erfolgt der Anstieg auf das Plateau über eine asphaltierte Straße. Autos begegnen mir zwar keine, dafür rollen drei Jugendliche auf Bobby Cars laut jauchzend den Berg herunter. Ich muss lachen und komme immer noch lächelnd oben an. Hier lädt eine Bank zur Rast ein und ein Gedenkstein erinnert an drei mächtige Linden, die hier einst standen.
Der Legende nach standen die drei Bäume auf der Gerichtsstätte einer zum Tode verurteilten jungen Frau. Als die bildhübsche Neuenhauserin alle paarungwilligen Männer des Dorfes abwies, bezichtigte man sie, mit dem Teufel im Bunde zu stecken. Sie beteuerte immer wieder ihre Unschuld, wovon ihre abgewiesenen Verehrer aber nichts wissen wollten. Kurz vor ihrem Tode prophezeite die Verurteilte, dass zum Zeichen ihrer Unschuld drei Linden am Ort ihrer Hinrichtung wachsen würden – und so geschah es. Bis zur Mitte des 20. Jahrhundert standen die Bäume hier und waren ein beliebter Treffpunkt für Verliebte.
Interessante Infos zum Windpark Grevenbroich
Von der Bank aus hat man einen schönen Blick auf den Windpark Grevenbroich. 1995 wurden dort 13 Windenergie-Anlagen errichtet. Diese erzeugten etwa 20,2 Millionen kWh im Jahr, was zur Versorgung von etwa 6.000 4-Personen-Haushalten ausreichte. Interessant auch ein paar weitere Infos, die ich hier fand:
Folgende Rohstoffe braucht man (jeweils), um eine Kilowattstunde Strom zu erzeugen:
- 1,1 kg Braunkohle
- 0,3 kg Steinkohle
- 0,2 kg schweres Heizöl
- 0,22 m3 Erdgas
- 0,0045 gr angereichertes Uran
- 2,5 m2 Rotorfläche einer Windenergieanlage bei 1-stündigem Nennleistungsbetrieb einer 50 kw-Anlage
- 15 m2 Solarzellenfläche bei 1-stündigem Peakleistungsbetrieb (Mittagszeit)
- 410 m3 Wasser bei 1 m Fallhöhe
- 1,5 bis 3,5 kg Müll (je nach Zusammensetzung)
Ahh – ja – und was bedeutet das? Was kann man mit einer Kilowattstunde Strom denn so alles machen? Darüber wird man hier auch aufgeklärt:
- 7 Stunden fernsehen (Fernseher 140 W)
- 1 Stunde staubsaugen (Staubsauger 1.000 W)
- 6 mal 10 Minuten die Haare trocknen (Haartrockner 1.000 W)
- 70 Tassen Kaffee kochen (Kaffeemaschine 850 W)
- mit einer 100 W Glühlampe einen Raum 10 Stunden beleuchten (50 Stunden bei einer Energiesparlampe mit gleicher Helligkeit)
- 40 Stunden CDs hören (CD-Player 25 W)
Ganz interessant, oder? Fand ich auch. Zwischenzeitlich hat sich im Windpark aber einiges getan. So wurden 2016 beispielsweise 12 der ursprünglichen Windräder demontiert und durch 5 leistungsstärkere ersetzt. Vielleicht sollte auch mal die Infotafel angepasst werden.
Übrigens gibt es bei Aachen eins der wenigen Besucher-Windanlagen Deutschlands. Wer sich für das Thema interessiert, sollte sich das mal ansehen. Wirklich sehr spannend, ich war schonmal da – hier mein Bericht dazu.
Vorbei am Kraftwerk Frimmersdorf
Aber zurück zu meiner Wanderung *g. Jetzt folge ich einem wirklich sehr langweiliges Stück Straße runter von der Vollrather Höhe. Puhhh – da muss es doch auch einen netteren Weg geben. Immer wieder höre ich einen Zug – sehe aber nichts, bis ich schließlich die Bahnschienen erreiche. Hier wird per Zug die Braunkohle fürs Kraftwerk Frimmersdorf angeliefert.
Der langweilige Weg und die asphaltierten Wege sind allerdings schnell vergessen. Ich mag ja Schwerindustrie sehr gerne und finde es außerdem spannend, hier hinter dem Kraftwerk und unter den Versorgung- und Transportschächten entlang zu laufen. Hachz, wie gerne würde ich das alles genauer erkunden. Wohin führt die Tür da? Was wird in den Rohren transportiert? Und kann man durch die Schächte gehen? Na, vermutlich werde ich es nicht erfahren – vielleicht könnt ihr mir helfen? Dann freue ich mich über einen Kommentar.
An der Erft bin ich gestartet und die Erft begleitet mich auch zurück zum Auto
Die Wanderung führt mich wieder zurück an die Erft und weg von der Straße. Der Feldweg verläuft parallel zum Wasser und eine entsprechende Beschilderung weißt mich darauf hin, dass ich gerade auf dem Jakobsweg pilgere. Zumindest ein kurzes Stück folge ich ihm, bis ich wieder auf der Straße vor der Wassermühle ankomme und mein Auto sehe.
Fazit: Eine interessante Runde, allerdings mit sehr viel Asphalt. Wer mag, kann sie beispielsweise auch sehr gut mit dem Fahrrad machen. Sicherlich ist es hier in ein/ zwei Monaten auch nochmal deutlich schöner, wenn die Bäume grün sind. Obwohl es mit fast 15 Grad heute recht warm war und überall Vögel gezwitschert haben, wirken die Farben auf den Fotos doch recht trist. So schlimm war es aber nicht :-).
Den Track hierzu könnt ihr euch bei Outdooractive runterladen.
Geocaches auf der Strecke: GC3F9K0, GC6DW9E und GC30ACF.
11,7 km
126 Höhenmeter (nur Anstieg)
2 Stunde, 39 Minuten in Bewegung
11 Minuten Pause
4,4 km/h reine Gehzeit
4,1 km/h inkl. Pause
Wo man mich noch findet:
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