Kurzer Steckbrief:
Name: Hans-Joachim Schneider
Geburtsjahr: 1953
Beruf: Lektor und Buchautor
Blog: anders-wandern.de
Facebook: facebook.com/anderswandern.de
Twitter: @hajogoeswandern
Instagram: hajogoeswandern
10 Gegensatzpaare zum Auswählen:
Wanderkarte / GPS Meer / Berge Kaffee / Tee Sommer / Winter
Hund / Katze Auto / Zug Kamera / Handy Dorf / Großstadt
Alleine wandern / Gemeinsam wandern Trinkblase / Trinkflasche
Auf meiner ersten Walk & Talk Tour war ich heute mit Hans-Joachim Schneider von anders-wandern.de auf dem Moselsteig unterwegs. Das war spannend, ausgesprochen unterhaltsam und sehr kurzweilig. Der Wanderblogger und Lektor hatte nämlich viel Spannendes zu erzählen. Von seiner Kinderheit im Hunsrück, wie er zum Wandern gekommen ist, was man dabei alles erleben kann und durch welche Umstände er zum Buchautor geworden ist. Außerdem gab es einen Erfahrungsaustausch über Online-Partnerbörsen, überbewertetes Wanderequipment, das Vogelgezwitscher vor Sonnenaufgang und die technischen Herausforderungen eines Bloggers.
Wir treffen uns mit Hans-Joachim Schneider erst vor Ort
Getroffen haben wir uns am Bahnhof Winningen, dem Startpunkt der 24. Moselsteig-Etappe, die für heute auf dem Walk & Talk Programm stand. Eigentlich war geplant, dass ich ihn in Köln-Sülz abhole, aber seine gestrige Tour zur Geierlay und auf dem Mastascher Burgherrenweg (beides habe ich mir nach seiner ausdrücklichen Empfehlung auf meine ToDo Liste gepackt) hat länger gedauert als geplant, so dass er direkt in der Nähe von Koblenz übernachtet hat. Ich bin sehr gespannt auf unser Treffen. Schließlich ist es meine erste Walk & Talk Tour… und wer weiß, vielleicht sind wir uns total unsympathisch und die 15 km werden eine fürchterliche Qual. Meine Sorge ist allerdings völlig unbegründet. Kaum haben wir die ersten Schritte zurückgelegt, fangen wir an zu Plaudern und hören den ganzen Tag nicht mehr auf. #herrlich
Ich erfahre, dass die Liebe zur Natur Hans-Joachim Schneider im Blut liegt. Er ist im Hunsrück aufgewachsen und war ständig draußen. Schon als Kind ist er nachts im Wald herum geschlichen, um die Hirsche bei der Brunft zu belauschen. Vom Wandern hat man da aber noch nicht gesprochen. Durch den Wald stromern und die Gegend erkunden… das war damals einfach so.
Hans-Joachim Schneider lebt in der Kölner Innenstadt
Ein Diplom-Pädagogik-Studium führt ihn Mitte der 70er Jahre nach Köln, wo er bis heute wohnt (ein Umzug in die Eifel steht allerdings kurz bevor. In einer Woche zieht er raus aus der Stadt und zurück in die Natur). Dass das Studium nicht das richtige für ihn ist, merkt er schnell, zieht es aber mit mehreren Unterbrechungen durch – halbe Sachen sind nicht so sein Ding. Neben dem Studium verdient er sich als Lektor/Korrektor in einer Agentur ein bisschen was dazu und kommt über diesen Job mit dem Kölner DuMont Verlag in Kontakt. Dort suchen sie einen freien Lektor und engagieren den 41jährigen Hans-Joachim Schneider, um mit zwei Kollegen die Wanderführerreihe des Verlags zu betreuen.
Als der Wanderführer Eifel neu aufgelegt werden soll und der alte Autor keine Lust dazu hat, springt Hans-Joachim Schneider kurzerhand ein. Das mache er doch mit links… schließlich hat er schon diverse Wanderführer entstehen sehen und die Autoren dabei als Lektor unterstützt. Dachte er sich so in seinem jugendlichen Leichtsinn. Jahrelange Recherche, unzählige Testwanderungen und diverse Auseinandersetzungen mit vernachlässigten Freunden später, war “Wanderführer Eifel Nördlicher Teil und Hohes Venn“* dann fertig – dass das so anstrengend und zeitaufwändig werden würde, damit hat er nicht gerechnet.
Der Wanderführer über den Ahrsteig von Hans-Joachim Schneider entstand parallel zum Wanderweg
Aber das Buch kam gut an und so bittet der Verlag ihn, doch auch den Wanderführer über den gerade entstehenden Ahrsteig zu schreiben. Ein sehr spannendes Projekt. Der Ahrsteig existiert zu diesem Zeitpunkt nur auf dem Papier (bzw. im Kopf des Planungsteams), viele Wegstücke müssen erst noch angelegt werden und die Einblicke in die politischen und lobbyistischen Hintergründe solch einer Planung sorgen immer wieder für Erstaunen. Auch ändert sich die Wegführung im Laufe der Planungsphase immer mal wieder. Kein Wunder also, dass es bis zur Fertigstellung von “DuMont Wanderführer Ahrsteig, Rotweinwanderweg: Mit 34 Routenkarten und Höhenprofilen“* über zwei Jahre gedauert hat. Ich hänge Hans-Joachim geradezu an den Lippen. Wirklich spannend, wer da wo und warum überall mitzureden hat.
Parallel dazu hat Hans-Joachim angefangen, bei den Wanderreportern – dem Wanderblog von Rheinland-Pfalz – zu bloggen und schließlich sein eigenes Blog anders-wandern.de mit Hilfe eines Freundes aufgesetzt. Leider musste er feststellen, dass es problematisch sein kann, technisch von einem Freund abhängig zu sein. Als das Blog nämlich umziehen soll, war der Freund (und damit auch die Zugangsdaten zum Server) in der Versenkung verschwunden. Zwar konnte Hans-Joachim die Blog-Posts auf eine neue Domain kopieren (von anderswandern.de auf anders-wandern.de), aber das über die Jahre hart erarbeitete Google-Ranking war dahin. Wirklich ärgerlich. Wir plaudern ein bisschen über Blogger-Wander-Aktionen (schließlich haben wir uns beim 24-Stunden-Wandern auf dem Moselsteig kennen gelernt, wo Hans-Joachim beim 1. Bloggerwandern in Rheinland Pfalz teilgenommen hat) und die Zusammenarbeit mit den Tourismusverbänden.
Seit ihr schonmal in den Sonnenaufgang gewandert?
Das Konzipieren und Schreiben von Wanderführern hat ihn neben der Bloggerei und seiner Arbeit als Lektor aber nicht losgelassen. Von einem Kölner Verlag wurde die Idee zu “Guten Morgen!: Rund um Köln: 12 Touren in der Frühe“*, einem Wanderführer für Frühaufsteher rund um Köln, an ihn herangetragen. Eine Stunde vor Sonnenaufgang wandert Hans-Joachim los, um die blaue Stunde bevor die Sonne aufgeht zu genießen und den Leser mitzunehmen in die besondere Atmosphäre dieser Zeit, in der die Natur erwacht. Das intensive Vogelgezwitscher – was spannenderweise in der Stadt wesentlich lauter ist als außerhalb -, die Ruhe und die Einsamkeit in diesen frühen Stunden, machen die Touren zu ganz besonderen Erlebnissen.
Sobald die Sonne aufgegangen ist, ist der Wanderer an einem besonders schönen Punkt der jeweiligen Runde angekommen – das bedarf Timing. Seine Begeisterung ist ansteckend… das Buch besorge ich mir! Außerdem gibt es schon ein neues Projekt, was im Oktober in die Buchhandlungen kommen wird. Viel darf ich noch nicht verraten, nur soviel: Es wird ganz schön dunkel.
Was Hans-Joachim an Wandern besonders schätz, frage ich ihn. Da muss er nicht lange überlegen. Er liebt es, in die Natur einzutauchen und seinen Alltag auch mal vergessen zu können. Das Wandern hat ihm schon durch schwere Zeiten geholfen und ihn gerettet, wenn Sorgen und Stress überhand zu nehmen drohten. Manchmal, wie gerade gestern, öffnet sich eine Parallelwelt. Was genau da auf dem Mastascher Burgherrenweg passiert ist? Fragt ihn doch, wenn ihr ihn beim nächsten mal seht, er erzählt es euch sicher gerne.
Hans-Joachim Schneider wandert auch gerne in der Gruppe
Hans-Joachim mag die Ruhe und den Frieden in der Natur, den er besonders gerne alleine genießt. Aber auch intensive Gespräche in kleinen Wandergruppen von 3 – 4 Personen gefallen ihm und er nimmt daher oft Nachbarn, Freunde und sonstige Anfragende mit auf Tour. Puhhh :-)… da bin ich aber beruhigt und mein aufkeimendes schlechtes Gewissen, dass ich mich bei ihm aufgedrängt habe, zieht sich wieder zurück.
Ein besonderes Wander-Equipment braucht Hajo, wie er sich auf Twitter nennt, nicht. Er trägt keine Funktionskleidung, nutzt kein GPS-Gerät zur Wegführung und auch sein Rucksack ist nicht super ergonomisch, extraleicht und atmungsaktiv. Das einzige, worauf er auf keinen Fall verzichten möchte, sind seine GEOX Wandersandalen. Andere Wanderschuhe und -stiefel sind ihm meist zu starr und unbequem. Stattdessen geht er auch schon mal in Straßenschuhen auf einen Wandermarathon. Er ist da angenehm entspannt und lässt sich von dem Hype, den die Outdoor-Industrie um die beste Wanderausrüstung macht, nicht anstecken.
Ich möchte mich nochmal herzlich bei Hans-Joachim Schneider für diesen tollen Tag bedanken. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, mit dir zu wandern und dabei ein bisschen was über dich zu erfahren. Ich hoffe, das war nicht unsere letzte Begegnung.
Wo man mich noch findet:
Liebe Jutta, ich hab den Artikel nun mal ein paar Tage auf mich wirken lassen. Vor allem bewundere ich Deine Gedächtnisleistung. Was Du alles behalten hast, unglaublich. Und dann witzig und temporeich zusammengefasst. Deine Schreibe ist mir sehr sympathisch. Hätte ich doch bei DuMont als Lektor immer solche Autoren gehabt, dann hätte mir der Job sehr viel mehr Spaß gemacht.
Dir auch ein ganz großes Dankeschön, dass Du mich als ersten WalkieTalkie auserkoren hast. Ja, die Tour hat Spaß gemacht mit Dir, ich habe auch einiges gelernt dabei. Sicher gibt es bald mal ne nächste Tour, es muss ja nicht immer Walk&Talk sein. Liebe Grüße, Joachim
Ein Walk & Talk wird es sowieso – aber davon wird dann nichts veröffentlicht *g. Hihi. Freu mich schon drauf!
PS: Wie wäre es mit einem Winterwanderführer?