Ausflüge

Gimmeldingen – bietet mehr als nur die Mandelblüte

An diesem Wochenende war ich auf Einladung von Pfalz Touristik auf dem Pfälzer Weinsteig und auf dem Mandelpfad unterwegs.*

Gimmeldingen (Website), das zu Neustadt gehörende Weindorf am Haardtrand, ist für sein Mandelblütenfest berühmt. Auch als ich das romantische Örtchen Ende März besuche, stehen die Mandelbäume gerade in voller Blüte. Der ganze Ort leuchtet in Weiß, Rosa und Pink. Das Mandelblütenfest selber habe ich leider verpasst. Es hat am Wochenende vor meinem Besuch stattgefunden und Gimmeldingen ist aus allen Nähten geplatzt. Rund 25.000 Besucher wollten die pinke Pracht bewundern und bei herrlichem Wetter im freien Wein trinken.

Sommergarten Gasthaus Nett Gimmeldingen
Eine leckere Roséschorle aus dem Dubbeglas.

Und genau das habe ich bei meiner Ankunft hier auch gemacht. Und zwar in dem traumhaft schönen Garten vom Landhaus Nett. Wie ich hier hin komme? Ganz einfach: Nach meiner heutigen Tour auf dem Weinsteig von St. Martin nach Neustadt hat mich Sarah Bitz vom Deutsche Weinstraße – Mittelhaardt e. V. am Bahnhof Neustadt abgeholt und hierher gebracht. Mit einem kurzen Zwischenstopp beim Supermarkt… Dienstagabends ist nämlich bei den meisten Restaurants in Gimmeldingen Ruhetag… *grmpfl.

Mein Zimmer hier ist ein absoluter Traum. Und es gibt eine Badewanne… yeah. Ratet mal, was ich gleich machen werde?

Zimmer im Landhaus Nett Gimmeldingen
*hachz

Badewanne im Landhaus NettZuerst aber eine kleine Stärkung im Sommergarten des Landhauses. Ich genieße einen kleinen Snack und eine Roséschorle aus dem Dubbeglas. Dazu die letzten Sonnenstrahlen des Tages und einen schönen Blick auf die Weinberge und die Mandelblüten von Gimmeldingen… herrlich. Langsam zieht sich die Sonne aber zurück und es wird kühler. Hihi – da war doch noch die Badewanne… Ich gehe also zurück in mein Zimmer, lasse mir heißes Wasser mit ganz viel Schaum einlaufen und klettere in die Wanne. Einfach wunderbar. Dazu die Broschüren der die Region, die ich heute von Frau Bitz bekommen habe… eine wunderbare Verbindung zwischen Arbeit und Vergnügen.

Nach einer guten Nacht folgt ein spannender Tag

Das Gimmeldingen neben tollen Mandelbäumen noch einiges mehr  zu bieten hat, erfahre ich am nächsten Morgen vom Gästeführer Rüdiger Füßl. Wir treffen uns um 9.00 Uhr vor der St. Laurentius Kirche und ich erkenne ihn sofort an seiner rosa Kappe. Die erste viertel Stunde plaudern wir fröhlich übers Wandern. Er fragt, ob ich schon mal pilgern war, weil ich mit Wanderstab unterwegs bin. Als ich das verneine, erzählt er mir, dass er sich selber zum 60sten Geburtstag eine 3-monatige Auszeit geschenkt hat und den kompletten Jakobsweg gewandert ist.

Der älteste Mandelbaum Gimmeldingens.
Der älteste Mandelbaum Gimmeldingens.

Rüdiger ist einer von 10 Gästeführern, der ehrenamtlich Führungen durch Gimmeldingen anbietet. Für fünf Euro bekommt man während der Führung nicht nur unheimlich viele Informationen rund um Geschichte, Natur und Kultur geboten, sondern auch ein Glas Wein (oder Traubensaft) und eine Unmenge von Begeisterung und Heimatliebe. Die Einnahmen aus den Gästeführungen gehen 1:1 an den Verkehrs- und Verschönerungsverein Gimmeldingen, der mit dem Geld beispielsweise neue Mandelbäume pflanzt, Parkbänke aufstellt oder Sehenswürdigkeiten restauriert.

Eiserner Ritter vor der Kirche GimmeldingenDa wir uns auf dem Kirchplatz getroffen haben, erfahre ich direkt ein bisschen was über die Kirche und über das vor der Kirche stehende Kunstwerk. Die rostigen Ritter erinnern an Laurentius von Rom, der der Kirche auch ihren Namen gegeben hat. Laurentius hat Geld, was eigentlich für den Kaiser bestimmt war, an die Armen und Kranken Roms verschenkt. Daraufhin wurde er gefoltert und hingerichtet. Und eben diese Armen und Kranken stellt das Kunstwerk vor der Gimmeldinger Kirche dar. Erbaut wurde es übrigens von einem bolivianischen Künstler, der den Weinort aufgrund einer Städtepatenschaft besucht hat. Er wollte der Stadt etwas schenken und hat Alteisen von den Anwohner gesammelt und diese Skulpturen erschaffen.

In Gimmeldingen gibt es einen Mandel-Lehrpfad

Weiter geht es zum Mandel-Lehrpfad, auf dem man 15 unterschiedliche Mandelsorten bewunden kann. Obwohl Mandelbäume sehr anfällig für Krankheiten sind und im Durchschnitt nur 30 bis 60 Jahre alt werden, gibt es immer wieder Ausnahmen. Der konservierte Stamm am Eingang zum Lehrpfad stammt beispielsweise von einem geschätzt 120 – 130 Jahre alten Baum. Und der weiße, der sich auf dem Foto so unscheinbar im Hintergrund hält, steht dort auch schon seit fast 70 Jahren.

Auf dem Mandel-Lehrpfad

Mandelbaumstamm in GimmeldingenIch bewundere die Blüten und erfahre etwas darüber, dass die Mandel – zusammen mit dem Wein und der Esskastanie – als Immigrantin in der Zeit um Christi Geburt von den Römern nach Germanien gebracht wurde. Hier im Schutz des Pfälzer Waldes, der die Rheinebene vor den aus Frankreich kommenden Schlechtwetterfronten schützte (und heute noch schützt), fanden die Bäume optimale Witterungsverhältnisse und trugen reiche Früchte. Noch bis 1928 wurden die an den Bäumen wachsenden Mandeln geerntet und vertrieben. Jetzt dienen die schönen Bäume in der Region aber nur noch zur “Dekoration”. Wer mag kann übrigens Pate eines Mandelbaums werden… vielleicht wäre das für den einen oder anderen von euch etwas – und jedes Jahr zur Mandelblüte stattet ihr ihm dann einen Besuch ab.

Über den Panoramaweg spazieren wir gemütlich zum Ortsrand von Gimmeldingen in Richtung Königsbach. Die Straße ist gesäumt von blühenden Mandelbäumen in allen Schattierungen. Wußtet ihr übrigens, dass die Mandeln von den Bäumen mit den pinken Blüten Blausäure enthalten ? Die leckeren Süßmandeln, die wir zum Kuchenbacken verwenden, kommen von den Bäumen mit den weißen Blüten.

Wir treffen lokale Prominenz

Rüdiger Füssl und Thomas Steigelmann
Rüdiger Füssl und Thomas Steigelmann

Während wir die Aussicht genießen und uns über Gimmeldingen unterhalten, stoppt plötzlich ein Lieferwagen neben uns und der Fahrer plaudert kurz mit Rüdiger Füßl. Es ist Thomas Steigelmann, ein ortsansässiger Winzer. Wie Rüdiger mir später erzählt, ist Herr Steigelmann eine große Stütze bei der Organisation des Mandelblütenfestes und hilft ehrenamtlich überall dort mit, wo Not am Mann ist. Beispielsweise ist er mit seinem Team nach dem Fest die halbe Nacht unterwegs, um die Spuren der Feier zu beseitigen. Hier in Gimmeldingen scheint es allgemein üblich zu sein, dass sich die 2.500 Einwohner ehrenamtlich für ihre Stadt einsetzen. Das gefällt mir – schade, dass das nicht immer und überall so ist.

Am Ende des Panoramaweges erreichen wir den  König-Ludwig-Pavillon. Er ist ein gutes Beispiel für ein geschichtsträchtiges Kleinod, das vom Verkehrs- und Verschönerungsverein Gimmeldingen restauriert und instand gesetzt wurde. Unterhalb des Pavillons gibt es einen Ausschank mit Kaffee, Kuchen und natürlich einem Gläschen Wein. Ich genieße den Blick zurück auf Gimmeldingen, über die Weinberge und auf die rund 2.500 Mandelbäume des Ortes. 

König-Ludwig-Pavillon Gimmeldingen
Ausschank am König-Ludwig-Pavillon

Wein im GimmeldingenBei einem Glas Wein schlägt Rüdiger Füssl mir vor, doch mal im Herbst vorbei zu kommen, um den Indian Summer in der Pfalz zu genießen. Zu der Zeit leuchten hier die Weinstöcke und Bäume in allen erdenklichen Orange- und Rottöne. Außerdem gäbe es zwischen März und Oktober insgesamt 38 Weinfeste zwischen Königsdorf und Hambach. Auch Wandern kann man von Gimmeldingen aus natürlich gut. Der Pfälzerwald liegt direkt vor der Haustür, der Prädikatswanderweg Weinsteig verläuft hier entlang und bei einer Mühlenwanderung wird man daran erinnert, dass Gimmeldingen mit 12 Mühlen einmal ein ökonomischer Hotspot der Region war.

Blick über die Gimmeldinger Mandelbäume
Wunderschöner Blick zurück auf die Weinberge und die Mandelbäume von Gimmeldingen

Ihr seht also: Gimmeldingen ist zu jeder Jahreszeit ein Besuch wert. Und wenn ihr mal hier seit, lasst euch von einem Gästeführer die Highlights und Besonderheiten zeigen und erklären.

* Das Hotelzimmer ist mir vom Landhaus Nett kostenlos für eine Nacht überlassen worden. Vielen Dank dafür, es war wirklich toll bei euch! Danke auch an die Pfalz Touristik, die mir bei der Organisation meiner Pfalz-Tour geholfen hat. Die Zusammenarbeit hatte keinen Einfluß auf meine Berichterstattung.


Wo man mich noch findet:

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