Der Mullerthal Trail (Info) steht schon seit meinem ersten Besuch in der Kleinen Luxemburger Schweiz auf meiner Bucket List. Und endlich ist es so weit. Gemeinsam mit zwei Freundinnen wandere ich an Pfingsten die Route 2 des insgesamt 112 Kilometer langen Trails durch die Luxemburger Region Müllerthal. Diese Route führt durch beeindruckende Felsformationen und ich freue mich schon seit Wochen darauf. Wir gehen den Track in zwei Teilstrecken. Schließlich wollen wir die tolle Landschaft genießen und uns nicht total verausgaben.
Mischwetter und Mückenstiche
Die Vorzeichen für unser Wochenende könnten allerdings besser sein. Zum einen ist Mischwetter angesagt (inklusive Gewitter und Regen) und zum anderen habe ich mir vor zwei Tagen zwei klitzekleine Mückenstiche eingefangen (natürlich am rechten UND am linken Knöchel). Die sind allerdings nicht so klitzeklein geblieben. Vielmehr sind meine Knöchel extrem angeschwollen, pochen wie wild und tun bei jedem Schritt weh. Toll… nicht! Also schnell noch kurz vor der Abreise in die Apotheke, kühlende und abschwellende Creme sowie Antiallergikum-Tabletten holen.
Die Anreise verläuft dann aber problemlos. Und obwohl unser Navi die Adresse der „Hierber Millen nicht kennt, finden wir unsere Ferienwohnung auf Anhieb. Die Wohnung kann ich übrigens nur empfehlen. Sie ist gut ausgestattet (ok, ein paar scharfe Küchen- und Brotmesser sollte man mitbringen), die Betten sind sehr bequem, die Vermieter sind nett und es gibt eine Sauna, einen Indoor-Pool und sogar einen Fitnessraum. Wir fühlen uns gleich wohl und starten entspannt und ausgeschlafen zu unserem ersten Wandertag.
Auf geht es zur Heringer Mühle. Unser Einstieg in Etappe 2 vom Mullerthal Trail
Wir starten unsere Tour nach einem wirklich fürstlichen Frühstück (wenn drei Frauen gemeinsam verreisen kann man sicher sein, dass genug Essen im Gepäck ist) an der Heringer Mühle in der Ortschaft Müllerthal. Hier holen wir uns von Robi im Touristcenter den aktuellen Busfahrplan (den “Mullerthal Trail Mobility 2017” kann man auch vorab im Shop bestellen) und planen gemeinsam den besten Streckenabschnitt. Wir entscheiden, von hier bis nach Scheidgen zu wandern. Zum einen fährt von dort der Bus 470 zurück zur Heringer Mühle und zum anderen haben wir dann knapp die Hälfte der Gesamtstrecke erwandert.
Also los. Wir verlassen das Gelände der Heringer Mühle und der Mullerthal Trail führt an der schwarzen Ernz (Ernz Noire) entlang bis zum Schiessentümpel. Der schöne kleine Wasserfall mit der tollen Holzbrücke ist ein Wahrzeichen der Region und ein beliebtes Fotomotiv.
Kaum sind wir im Wald, stehen wir vor den ersten Felsformationen
Am Wasserfall überqueren wir die Straße und wandern im Wald weiter. Die riesigen Sandsteinfelsen begeistern uns und die Kameras fangen an zu klicken. Ich kenne das ja eigentlich schon, bin aber von neuem fasziniert.
Toll ist, dass der Mullerthal Trail immer wieder durch Felsspalten führt. Quasi mittendrin statt nur vorbei. Auch ohne den Trail zu verlassen, gibt es eine schöne Portion Abenteuer. Wirklich toll.
Die Felsformationen, an denen wir vorbei kommen, haben alle Namen. Goldkaul, Goldfralay, und Eulenburg sind nur einige der Felsen, an denen wir vorbei wandern. Die Namen sind in Blau-Weiß an die Felsen geschrieben und gehen meist auf Mythen und Sagen zurück. Kein Wunder, meint man doch, in ihnen immer wieder Tiere, Waldgeister und Monster zu erkennen. Wir haben sehr viel Spaß dabei, unserer Phantasie freien Lauf zu lassen. Oder sind die “Namensschilder” doch zur Orientierung für die Zwerge und Elfen gedacht, die diese mystische Gegend bewohnen? Vorstellbar ist es. Vielleicht sieht man sie, wenn man ggaaaannnzzz leise auf einer der grünen Bänke sitzen bleibt, die immer wieder zum pausieren einladen. Wir haben es nicht geschafft, sie hervor zu locken. Kein Wunder – drei Frauen unterwegs. Wie will man da ruhig sein?
Pause am Wanderparkplatz
In Consdorf gönnen wir uns eine kurze Pause am Wanderparkplatz und essen die mitgebrachten Brote. Bei herrlichem Sonnenschein sitzen wir auf der kleinen Mauer an der Straße und schauen Wanderern, Radfahrern, Motorradfahrern und Autos hinterher. Ganz schön was los hier. Das ist mir auch schon während der Wanderung aufgefallen. Ich bin es gar nicht gewohnt, so vielen anderen Menschen auf meinen Wanderungen zu begegnen. Das lange Pfingstwochenende haben wohl einige Leute genutzt, um auf dem Mullerthal Trail zu wandern.
Wir gehen weiter in Richtung Hersberg und kommen durch weitere (und immer enger werdende) Felsspalten. Der Rittergang liegt direkt auf dem Weg und kann nicht umgangen werden. Wer dagegen den Deiwepetz erkunden will, verlässt kurz den Mullerthal Trail und geht rechts in den Felsen hinein. Durch teilweise stockdunklen Gängen gelangt man hinauf aufs Felsplateau und kann dort die Aussicht genießen.
Am Mullerthal Trail gibt es eine 1.000 Jahre alte Buche
Kurz vor Hersberg nehmen wir nicht die ausgeschilderte Abkürzung, sondern folgen dem Mullerthal Trail in Richtung Bildchen. Besonders schön ist der Abstecher nicht und wir sind gespannt, was uns hier wohl spannendes erwartet. Als wir aus dem Wald treten, kommen wir zu einer tausendjährigen Eiche, in deren hohlem Stamm eine kleine Marienstatue steht. Beeindruckend ist der Baum schon – und auf der Bank daneben kann man schön pausieren… aber richtig “gelohnt” hat sich der Weg eigentlich nicht. Wir machen uns über diesen Abstecher ein bisschen lustig, verputzen unseren letzten Proviant und machen uns auf den Weg zurück zum Hauptweg.
Der Weg führt uns wieder durch den Wald und dann hinaus aufs freie Feld. Gerade haben sich ein paar Wolken vor die Sonne geschoben und hier weht ein angenehmes Lüftchen. Das tut gut bei der Schwüle des Tages. Von dem angekündigten Regen oder sogar Gewitter ist nichts zu sehen. Was für ein Glück.
Im 18. Jahrhundert lebten Einsiedler in den Sandsteinfelsen
Wir überqueren die Straße und kaum sind wir wieder im Wald, gibt es zwei Kreuze zu entdecken. Was das wohl ist? Eine Infotafel klärt uns auf. In der Felsspalte mit dem Namen Méchelskierch soll Ende des 18. Jahrhunderts ein Einsiedler gelebt haben. Das war damals in der Region nichts Ungewöhnliches, zumal die Spalten und Gänge der Felsen ihnen Schutz geboten haben. Sie lebten gottesfürchtig und verbrachten viel Zeit mit beten. Daher die spöttisch Benennung dieses Ortes als Michels Kirche.
Auf den nächsten Kilometern schauen wir immer wieder in die Felsspalten und stellen uns vor, dass hier Einsiedler gewohnt haben. Die Vorstellung, in einer der Höhlen zu wohnen, finden wir aber nicht besonders einladend. Gerade heute, wo alles noch nass vom Regen der letzen Nacht ist und die Mücken sich richtig wohl zu fühlen scheinen. Das macht auch das Geocachen nicht besonders angenehm und ich lasse die eine oder andere Dose am Wegrand liegen.
Eine Gravur in den Felsen stammt aus dem ersten Weltkrieg
Als wir an der Felswand einen Löwen und drei eingravierte Namen finden, sind wir neugierig. Zum Glück liegt hier einen Mysterie-Cache, der ein bisschen was über die Felsmalerei verrät: Die drei Personen, deren Namen in den Kreisen stehen, wollten damit ihre tiefe Freundschaft und Verbundenheit zur Region zum Ausdruck bringen, bevor sie von der Wehrmacht zwangsrekrutiert wurden. Der Ursprung der Eingravierung liegt im Jahre 1939 und wurde zur 100 Jahrfeier der Luxemburger Unabhängigkeit angebracht. Während des zweiten Weltkrieges verlangten die deutschen Besatzer, dass die Eingravierung entfernt wird. Um eine Zerstörung zu vermeiden, wurde sie deshalb von Luxemburger Patrioten durch Zementierung unsichtbar gemacht und nach dem Krieg wieder restauriert. Spannend.
Wir sind fast am Ziel unserer heutigen Etappe. Die letzten paar hundert Meter bis nach Scheidgen geht es nochmal ein bisschen aufwärts, aber dank der Aussicht auf ein kaltes Getränk merken wir das kaum. Die Haltestelle unseres Busses, der uns zurück zur Heringer Mühle bringt, liegt direkt am Mullerthal Trail 2 – es ist also kein Umweg nötig. Allerdings haben wir den stündlich kommenden Bus gerade verpasst. Egal – auf der Terrasse vom Hotel Bon Repos lässt sich wunderbar warten. Und es gibt ein Sandwich zu den kalten Getränken.
Zum Abschluss des Tages ein leckeres Essen
An der Bushaltestelle erreicht uns ein Anruf von Robi… er hat in der Heringer Millen einen Tisch für uns reserviert. Gar nicht so einfach an einem Wochenende. Schließlich ist das Restaurant bei Einheimischen und Gästen sehr beliebt. Das Essen ist aber auch köstlich und wir freuen uns, dass wir die tolle Wanderung mit einem leckeren Essen abschließen können. Bei mir gibt es erst eine Gaspacho à la fraise (Erdbeer Gaspacho) und anschließen schwarzen Reis mit Gambas #nomnom. Wenn ihr hier seit, plant auf jeden Fall ein Essen bei Lars und Marie-Louise Fiebig mit ein.
Morgen geht es weiter. Dann wandern wir von Scheidgen über Echternach und Berdorf zurück nach Müllerthal.
Wer lesen möchte, was offiziell zu den Abschnitten unseres heutigen Tages zu lesen ist, der kann das hier (Müllerthal – Hersberg) und hier (Hersberg – Scheidgen) tun. Den Track des gesamten Mullerthal Trail kann man sich bei Outdooractive runterladen. Und gecached werden kann natürlich auch. Hier die Caches, die direkt am Weg liegen: GC1YY1Z, GC3XPQN, GC3XYZY, GC1XX9F und GC2QV7E. Natürlich gibt es auch einige ein paar Meter vom Trail entfernt… und einen Multi über die ganze Route 2.
19,6 km
5 Stunden 32 Minuten in Bewegung
46 Minuten Pause
3,5 km/h reine Gehzeit
3,1 km/h inkl. Pause
Das liest sich super, da will ich unbedingt hin 🙂
LG Anita