Anfang Juli war ich mit Albert auf dem Textilen Kunstwanderweg (Info) unterwegs. Wie ihr wisst, liebe ich es, zu wandern und in der Natur unterwegs zu sein. Und (was viele sicher noch nicht wissen) ich mag Handarbeiten, stricke und häkele gerne und siede Seife. Normalerweise lassen sich diese Aktivitäten schwer miteinander verbinden. Aber manchmal trifft man Menschen, die das scheinbar Unmögliche möglich machen. So eine Person ist Silke Bosbach, die ich auf der h+h in Köln kennengelernt habe.
Die freischaffende Designerin, Autorin und Dozentin ist als Trendscout für die Textilbranche unterwegs und hat den Textilen Outdoor Award ins Leben gerufen. In der diesjährigen Ausschreibung stand das Thema Wald und seine unzähligen Pflanzen- und Tierarten im Mittelpunkt. Viele Künstler, Schulen und Privatpersonen haben sich an dem Award beteiligt. Eine Fachjury hat die Werke gesichtet, ausgezeichnet und auf dem Textilen Kunstwanderweg der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Ein wunderschöner Wanderweg gepaart mit textiler Kunst – wunderbar
Natürlich habe ich mich sofort zur Führung angemeldet. Silke und ihr Team haben den Familien-Wanderweg in Much für die Zeit vom 01. bis zum 28.07.2018 kurzerhand in den Textilen Kunstwanderweg verwandelt. Eine wunderschöne kleine Wanderung mit tollen Aussichten, schönen Waldabschnitten und großformatigen Fotografien der eingereichten Arbeiten.
Gemeinsam mit Silke und ihrem Mann wandern wir von Foto zu Foto, erfahren Spannendes über die Künstler und die angewandten Techniken und… essen Brot. Ja, ihr lest richtig, auf dem Textilen Kunstwanderweg gibt es auch was zu Essen. Wir verkosten leckere Brotproben zweier Mucher Traditionsbäckereien (Brotmanufaktur Kraus und Bäckerei Hermann). Lecker.
Das Technik- und Bauernmuseum ist heute eine Galerie vom Textilen Kunstwanderweg
Als wir den kleinen Ort Berzbach erreichen, erwartet uns im Technik- & Bauernmuseum nicht nur eine kalte Erfrischung, sondern auch eine Überraschung. Das Museum dient nämlich während des ganzen Aktionszeitraums als Galerie für textile Kunstwerke.
Die ausgestellten Stücke sind alle sehr unterschiedlich und zeigen – gemeinsam mit den fotografierten Werken auf dem Wanderweg – die große Vielfalt textiler Kunst.
Es gibt u. a. filigrane Werke aus Spargelfasern von Annette Siegburg, gefilzte Waldtiere von Rosemarie Decker und gestrickte Skulpturen von Wolfgang Ratz. Das alles passt ganz wunderbar in dieses Museum voller antiker Bauernwerkzeuge. Eine ganz besondere Atmosphäre. Toll ist auch, dass die Künstler selbst vor Ort sind und bei Interesse etwas über ihre Werke erzählen.
Nach einer kleinen Pause im Museum (ein Besuch hier lohnt sich wirklich – bitte schaut auf der Website nach den Öffnungszeiten) wandern wir noch ein kleines Stück weiter zum – in meinen Augen – Highlight des Tages. Rechts vom Weg und für nicht Eingeweihte unbemerkt, führt uns der Textile Kunstwanderweg in einen Privatgarten. Erstmal fühlt es sich komisch an, den Garten von Leuten zu betreten, die man nicht kennt. Aber als wir erstmal die wunderbare Location betreten haben, verliere ich jede Scheu und erforsche diesen einmaligen Garten bis in den kleinsten Winkel.
Dieser Garten eine eine Überraschung
Der Privatgarten von Familie Haas ist ein Teil des Textilen Kunstwanderwegs und ABSOLUT sehenswert. Ein Teil des Gartens ist ein ehemaligen Tennisplatz, der ganz liebevoll dekoriert und in den Rest des Gartens integriert wurde. Dann gibt es noch einen kleinen Weingarten und einen Insektengarten, in dem es Summt und Brummt, dass es eine wahre Freude ist. Einfach Wunderschön! Und Frau Haas hat uns verraten, dass sie “Textilwanderern” auch gerne einen Kaffee kocht oder Waffeln backt, wenn sie ganz lieb fragen. Hätte ich das mal früher gewusst :-).
Nach den Galeriebesuchen sind es nur noch etwa 3 km Wanderweg
Nur mit Mühe kann Silke Bosbach uns aus dem tollen Garten wieder zurück auf den Wanderweg lotsen. Gerne wären wir alle noch ein bisschen hier geblieben, hätten uns einen Liegestuhl geschnappt und die Bienen und Schmetterlinge beobachtet. Aber es warten noch ein paar Kunstwerke auf uns und natürlich der tolle Familienwanderweg.
Kaum haben wir den Garten 500 Meter hinter uns gelassen, gibt es die zweite Brotverkostung inklusive wunderschönem Ausblick. Gut, dass das Wandern hungrig macht. Wir lassen uns die neuen Brotsorten schmecken.
Nach ca. 15 Minuten wandern wir weiter, schauen uns die ausgestellten Fotografien an und lassen uns von Silke Bosbach über die einzelnen Werke, die Künstler und die verschiedenen Techniken aufklären. Wirklich interessant und mal eine etwas andere Art zu Wandern. Zu dieser rund 7 km langen, sehr gemütlichen Tour konnte ich sogar Albert (mit ein bisschen sanftem Druck) überreden – und er hat fast gar nicht gejammert.
Liebe Silke, vielen Dank für diesen tollen Vormittag und dieses interessante Projekt
Leider muss ich euch mitteilen, dass ihr den Textilen Kunstwanderweg (wenn ihr nicht vor meinem Beitrag schon etwas davon gehört habt) 2018 verpasst habt. Die Fotografien sind mittlerweile abgehängt und die Kunstwerke aus Museum und Privatgarten entfernt. Aber 2019 ist ja auch noch ein Jahr. Und Silke hat uns schon neugierig gemacht auf das neue Projekt. Es wird im nächsten Jahr eine neue Location geben und ein zu diesem neuen Ort passendes Thema. Welches das ist, wollte sie uns noch nicht verraten. Egal… ich werde auf jeden Fall wieder mit dabei sein. Kommt jemand mit?
Wer nicht so lange warten möchte, der macht eine gemütliche Tour über den Familienwanderweg in Much. Die 7 km Tour ist wirklich lohnenswert… und mit einem leckeren Picknickkorb sogar für die ganze Familie. Vielleicht trefft ihr ja auch Frau Haas vor ihrem Haus und fragt sie, ob ihr einen Blick in ihren Garten werfen dürft. 🙂
Wo man mich noch findet:
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