Der AhrSteig (Info) ist jetzt durchgängig bewanderbar. Im Herbst 2016 wurden die letzten Markierungen am Wegesrand der 5. Etappe angebracht. Dieses rund 17 km lange Stück von Kreuzberg bis nach Walporzheim verbindet die beiden bereits existierenden AhrSteig Strecken miteinander. Grund genug für den Deutschen Wanderverband, den zusammenhängenden und jetzt gut 100 km langen AhrSteig als „Prädikatsweg Wanderbares Deutschland“ auszuzeichnen. Grund genug, sich die neue, fünfte Etappe einmal näher anzugucken. Laut Pressemeldung ist sie schließlich eine der schönsten Wanderstrecken der Region.
Mit den Tourismusverantwortlichen der Region geht es auf den AhrSteig
Gemeinsam mit Oliver Piel und Carolin Gemein vom Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V. und Ulla Dismon vom der Mittelahr Touristik machen wir uns heute am Pressetag auf den Weg, um ein Teilstück der neuen Etappe zu erwandern. Es geht mit einer Handvoll Wanderbloggern und einem Gastro-Reakteur vom Kreuzberg bis nach Mayschoß. Leider will das Wetter nicht so recht mitspielen. Es nieselt und die Wolken kratzen an den Gipfeln der Ahrhöhen.
Egal, wir sind trotzdem gut gelaunt und mit ein bisschen Verpflegung im Rucksack machen wir uns auf den Weg. Und der wird schnell steil. Nur wenige Meter wandern wir durch Kreuzberg und dann geht es auch schon in Serpentinen aufwärts. Schnell wird klar, dass ich bei den Steigungen wohl immer ein bisschen länger brauche als die anderen… und auch ein bisschen lauter schnaufe. Egal. Ich tue einfach so, als müsse ich immer massig Fotos machen. Vielleicht fällt es dann nicht auf. Wäre da nur nicht mein verräterisch roter Kopf und die beschlagene Brille. Hihi – egal. Die anderen freuen sich, dass sie die Aussicht ein bisschen länger genießen dürfen und lächeln freundlich.
Die fünfte Etappe vom AhrSteig macht ihrem Namen alle Ehre
Jetzt geht es aber erst mal ein Stück geradeaus und dann in guter Stieg-Manier erst runter und dann gleich wieder aufwärts. Die komplette, 17 km lange Etappe fünf hat insgesamt für 580 Höhenmeter Anstiege und auf den ersten 10 Kilometern die wir gehen, sind drei knackige dabei. Aber, wie es immer so ist… jeder einzelne lohnt sich. Entweder wird man mit einem tollen Ausblick belohnt oder man wandert auf den Ahrhöhen durch beeindruckende Felslandschaften.
Aber Achtung: Man muss wirklich aufpassen, wo man hintritt. Der Weg ist sehr steinig und überall liegt Geröll herum. Außerdem kommt heute noch die etwas ungünstige Witterung dazu. Es ist an einigen Stellen ganz schön rutschig. Zum Glück habe ich meinen Wanderstab dabei und die Gemse leistet mir wie üblich gute Dienste. Aber trotz aller Konzentration auf den Weg sollte man nicht vergessen, die tolle Natur zu genießen. Es ist wirklich wunderschön hier. Einfach von Zeit zu Zeit mal stehen bleiben und die sich umgucken. Wirklich toll – sogar bei dem heutigen Mischwetter.
Tolle Aussicht am Teufelsloch
Der AhrSteig führt uns jetzt in einen mir bereits bekannten Bereich. Vor einiger Zeit war ich hier nämlich mal Geocachen (btw – den Multicache “Ein Tag im Leben der Opossums” kann ich euch nur wärmstens ans Herz legen). Aber vielleicht haben auch diejenigen von euch, die keine Geocacher sind, das Teufelsloch und das Schwarze Kreuz bei Altenahr schon mal besucht. Beides sind beliebte Ausflugsziele und am Wochenende ist es hier sicherlich voll.
Der AhrSteig führt jedoch nicht direkt zum Teufelsloch. Wenn ihr rechts am Fels eine Gedenktafel für Jutta Menzner (eine 2015 hier verunglückte Wanderin) seht, müsst ihr ein Stück zurück gehen und dann links hinauf dem Pfad folgen. Die Aussicht auf Altenahr und die Burg Are ist phänomenal und das Teufelsloch eine faszinierende Laune der Natur. Oder war es doch der Teufel, der seine Großmutter im Streit vor Wut durch den Fels warf? Man weiß es nicht… aber seit bitte auf jeden Fall vorsichtig beim Auf- und Abstieg.
Mein Wanderstab geht seine eigenen Wege
Nachdem wir die Aussicht am Teufelloch und am Schwarzen Kreuz genossen haben, folgen wir dem Weg weiter runter bis zur Ahr… eigentlich. Aber mein Wanderstab macht mir einen Strich durch die Rechnung. Er rutscht mir aus der Hand und ich kann ihm nur verdattert hinterher gucken, als er langsam über den Abhang fällt. So eine Schei…e! Da hängt er im Gebüsch – nur wenige Meter neben dem Weg aber trotzdem unerreichbar. Wir versuchen noch, ihn zu bergen, aber haben dabei keine Chance. Ein Kletterset wäre jetzt hilfreich, aber sowas hat natürlich niemand dabei. Shit, echt doof. Ob die hier auf dem Wegstück ihr Unwesen treibenden Waldgeister ihre Hände im Spiel hatten?
Ohne Stab geht es also runter zur Ahr und ein Stück an der Straße entlang durch den Berg. Dieser unscheinbare Tunnel ist übrigens eine kleine Sensation. Die sehr spektakuläre Felssprengung, die für den Tunnelbau 1833 notwendig war, war die erste ihrer Art in Preussen. Kaiser Wilhelm persönlich war anwesend und ist als erster durch das entstandene Loch spaziert.
Wir wandern weiter, streifen den Ausläufer des Langfigtals und gehen einen unbewirtschafteten Weinberg hinauf in Richtung Saffenburg, dem Zielpunkt unseres heutigen Tages. Das letzte Stück hat es nochmal richtig in sich und ich bin ganz beruhigt, dass auch an meinen Mitwanderern die Steigung nicht spurlos vorbei geht. Ich sehe eine andere beschlagene Brille, jemanden, der sich mit einem Tuch den Schweiß abwischt und einen anderen, wie er seine Jacke auszieht. Puah – es ist aber auch steil hier.
Bei der Saffenburg verlassen wir den AhrSteig
Oben angekommen wandern wir auf der Ahrhöhe durch Wiesen weiter, bis wir wieder in den Wald kommen. Der Pfad wird schmaler und als wir den Hang erreichen, ist er teilweise mit Seilen gesichert. Mit einem tollen Ausblick auf die Ruine Saffenburg und Mayschoß gehen wir am links ziemlich steil abfallenden Hang entlang weiter. Das ist wirklich ein wunderschöner Ausblick auf den Mönchsberg und die Weinberge. Für uns die Gelegenheit, etwas über den Weinanbau in der Region zu erfahren.
Im Ahrtal wird der Wein in besonders steilen Lagen immer noch in Einzelstockerziehung angebaut, auf dem Weg zur Saffenburg sehen wir aber auch eine Drahtrahmenerziehung. 85 % des hier angebauten Weins ist Rotwein und bei 80 % aller Winzer im Ahrtal handelt es sich um sogenannte Nebenerwerbswinzer. Das bedeutet, dass die Winzer alle noch in einem “normalen” Beruf arbeiten und den Weinanbau nach Feierabend und am Wochenende betreiben. Zusammengeschlossen sind die Mayschosser Winzer in der Winzergenossenschaft Mayschoss Altenahr. Sie wurde 1868 gegründet, ist die älteste Winzergenossenschaft der Welt und vertreibt immerhin 97 % des in Mayschoss angebauten Weins.
Abstieg nach Mayschoss
Jetzt aber weiter auf die Saffenburg und den letzten tollen Ausblick des Tages genießen. So schön. Wir bleiben gut 20 Minuten hier oben, plaudern, fotografieren und futtern die mitgebrachten Äpfel. Leider ist die heutige Tour hier schon zu Ende. Wir steigen ab nach Mayschoss, bekommen noch eine kurze Führung durch die Winzergenossenschaft und dann geht es für mich heimwärts. Praktisch, dass ich den Wagen heute Morgen bereits hier am Bahnhof abgestellt habe und die wenigen Minuten mit dem Zug nach Kreuzberg zum Startpunkt gefahren bin.
Fazit: Eine super schöne Strecke – egal bei welchem Wetter. Die Steigungen und auch die Abstiege sind ziemlich knackig, aber jede einzelne lohnt sich. Trotzdem sollte man für diese Etappe trittsicher sein und passendes Schuhwerk tragen. Die Landschaft ist abwechslungsreich und teilweise sehr beeindruckend. Regelmässig kommt man an Bänken vorbei und die vielen Sehenswürdigkeiten an der Strecke laden immer wieder zum Verweilen ein.
Ich bin begeistert und nehme mir fest vor, alle sieben Etappen des AhrSteigs zu wandern. Vielleicht sogar mal innerhalb einer Woche am Stück? Dann aber mit dem Wanderpass in der Tasche. Mit allen sieben Stempeln gibt es nämlich eine Überraschung.
Den Track zur Tour könnt ihr euch hier runterladen. Und wer wissen möchte, was meine bloggenden Mitwanderer geschrieben haben, der findet hier deren Beiträge:
Jürgen von wanderwegewelt.de
Joachim von anders-wandern.de
Simone von outzeit-blog.de
Übrigens: Mein Wanderstab wurde zwischenzeitlich von einem kletterfreudigen (und gut gesicherten) Mitarbeiter der Mittelahr Touristik geborgen! Ich bedanke mich auch auf diesem Weg nochmal herzlich! Ich freue mich sehr darüber und werde zusehen, dass mir die Gemse nicht mehr davon läuft :-).
11,5 km
3 Stunden 07 Minuten in Bewegung
2 Stunde 01 Minuten Pause
3,7 km/h reine Gehzeit
2,2 km/h inkl. Pause
Sehr schön beschrieben. Und noch schöner das die Gemse wieder da ist. Nun ist auch mein Blogbeitrag online gegangen und ich freue mich dich in Essen wieder am Stock gehen zu sehen.
Bis dahin alles Gute
Jürgen