Die Kyll
Die wildromantische Kyll verläuft einmal quer durch die Eifel und fließt vom Losheimgraben an der deutsch-belgischen Grenze bis nach Trier, wo sie bei Ehrang in die Mosel mündet. Und… bis vor kurzem habe ich von diesem deutschen Fluß noch nie was gehört. Na gut, Erdkunde war in der Schule nicht gerade mein Lieblingsfach – aber trotzdem. Immerhin ist die Kyll der längste und wasserreichste Fluß der südlichen Eifel.
An dieser Stelle ein große Dankeschön an Sabine von Ferngeweht. Durch sie habe ich die Kyll jetzt endlich kennen gelernt. Warum? Ganz einfach: Sabine hat eine XXL-Runde Stadt, Land, Fluß initiiert. 26 Buchstaben, 78 Blogger und je Buchstabe jeweils ein spannender Beitrag über eine Stadt, ein Land und einen Fluß mit dem entsprechenden Anfangsbuchstaben. Als ich von der Aktion hörte, waren die meisten Buchstaben schon vergeben. Kurzerhand habe ich mir die verbleibenden Lücken angeguckt und einen Fluß/ Ort mit entsprechendem Anfangsbuchstaben gesucht, der für mich in erreichbarer Nähe liegt und an dem es etwas mit dem Rad oder zu Fuß zu erkunden gibt.
Geworden ist es dann die Kyll bzw. der gut 120 km lange Kyll-Radweg. Gemeinsam mit Albert habe ich mir die Strecke in drei Teilstücke aufgeteilt und los ging die Planung. Wie ich ihn als bekennenden Nichtsportler von einer dreitägigen Radtour überzeugen konnte? Ganz einfach, ich habe ihn mit einem der zwei E-Bikes gelockt, die man sich in der Touristen-Information in Stadtkyll ausleihen kann. So kriegt ihr jeden Sportmuffel dazu, euch zu begleiten. Bei Interesse empfehle ich euch aber vorher dort anzurufen und ein Rad (mit oder ohne Elektroantrieb) zu reservieren. Das Team der Touristen-Info ist super nett und hilft nicht nur mit Fahrrädern, sondern auch mit Infos und Tipps aus der Region weiter. Wir haben das E-Bike dann zu meinem Rad aufs Auto gepackt und sind zu unserem Startpunkt – Bahnhof Jünkerath – gefahren. Jetzt noch die Radlerhosen anziehen, das Gepäck aufs Rad umladen, den Garmin einschalten und los gehts!
Tag 1 – von Jünkerath nach Gerolstein
Bei herrlichem Wetter radeln wir los. Der Weg ist sehr gut ausgeschildert und führt gemütlich auf asphaltierten Wegen durch wunderschöne und abwechslungsreiche Landschaften. Von Zeit zu Zeit gibt es ein paar Steigungen, die aber gut zu bewältigen sind. Albert immer mit einem Lächeln voran… Elektro-Unterstützung sei Dank. Auch ein paar Caches liegen auf der Strecke… einfach herrlich. Die Sonne strahlt vom blauen Himmel. Zum Glück. Die Wettervorhersage hatte für das Wochenende eigentlich täglich Regen angesagt, umso schöner, dass dieser heute wo anders runterfällt. Aber so ist es halt, wenn Engel radeln :-). Über Felder und durch Wälder führt der Weg. Wir genießen tolle Ausblicke aber auch immer wieder kühlenden Schatten. Alles läuft super…
… bis diese Idylle nach gut 11 km mit einem Radunfall von Albert ein jähes Ende nimmt. Sein Roß bricht aus und wirft ihn in einer Kurve ab. Autsch. Wir rufen ein Taxi und für Albert ist die Tour hier schon zu Ende. Mit geprellter Hüfte machen die noch vor uns liegenden 90 km auch mit Elektrorad keinen Spaß. Wirklich schade :-(. Während Albert also sein Rad zurückbringt, und mit dem Auto und all unserem Gepäck nach Gerolstein vorfährt, schwinge ich mich wieder aufs Rad, um die restlichen 24 km Tageskilometer zu Radeln. Dabei stelle ich fest, dass ich zwar sehr gerne alleine Wandere, aber auf dem Rad bin ich doch lieber zu zweit unterwegs. *jammer.
Aber die tolle Strecke entschädigt mich ein bisschen für den Verlust meines Mitreisenden. Es geht vorbei an grünen Weiden, durch kleine Eifeldörfer und immer mehr oder weniger dicht an der Kyll entlang. Es gibt viele tolle Ausblicke und Fotopunkte – manchmal wünsche ich mir, zu Fuß unterwegs zu sein, um alles besser und ganz in Ruhe genießen zu können. Radfahren ist einfach zu schnell für mich :-).
Wir übernachten heute im Seehotel am Stausee. Dummerweise liegt das Hotel gut 1,5 km vom Radweg entfernt – und die ganze Strecke dorthin führt bergauf *g. Außer Atem komme ich im Hotelzimmer an, wo Albert mich schon erwartet. Seine Verletzungen sehen nicht gut aus. Shit. Mich hat dafür die Sonne ziemlich verbrannt. Zu Recht, wie Albert meinte, der mich VOR Antritt der Fahrt mehrfach darauf aufmerksam gemacht hat, dass ein bisschen Sonnencreme helfen würde. Ich habe jedoch alle seine Hinweise ignoriert und jetzt leuchten meine Unterarme und meine Knie in einem wunderbaren Knallrot.
Für die Statistik:
25,7 km
1 Stunden, 58 Minuten in Bewegung
1 Stunden, 53 Minuten Pause (Verletztenbergung)
13,1 km/h reine Fahrzeit
6,7 km/h inkl. Pause
Caches auf diesem Streckenabschnitt:
GC56ZDZ, GC5982H, GC2ZPY1, GC575CB, GC22FD5, GC5PJAR und GC2T5KH
Tag 2 – von Gerolstein nach Gondorf
Gut ausgeruht geht es nach dem Frühstück auf die zweite Etappe. Schon nach wenigen Metern mache ich den ersten Stopp. Nicht etwa, weil ich schon außer Puste bin, sondern weil ich gestern Abend eine große Felsformation in unmittelbarer Nähe des Hotels entdeckt habe. Es handelte sich um den Auberg und ein kleiner Pfad führt hinaus. Ich kette mein Rad flux an und mach mich auf den (doch recht anstrengenden *hüstel) Aufstieg. Allerdings waren die Felsen aus der Ferne beeindruckender als aus der Nähe. Trotzdem hat der kleine Abstecher auf den Eifelsteig (der immer mal wieder den Kyllradweg kreuzt) Spaß gemacht. Es sieht so aus, als wäre das auch ein Weg ganz nach meinem Geschmack. Abgespeichert und vorgemerkt :-). Jetzt aber erst mal wieder runter und zurück in den Sattel.
Das Wetter ist leider nicht ganz so schön heute. Bewölkt und sogar recht kühl – vor allem, wenn der Wind durch die Klamotten pfeift. Dafür, das Regen angesagt war, aber trotzdem wunderbar. Ich bin allerdings deutlich zu dünn angezogen. Der Wind pfeift mir durchs Shirt und mir wird kalt. Zum Glück ist Albert ja mit warmen Klamotten in der Nähe. Ich rufe ihn also an, damit er mir einen Pulli an die Strecke bringt. Was ich nicht wußte, er war auf dem Weg nach Hause, um seinen Rechner zu holen – nach ca. 45 Minuten Wartezeit habe ich dann meinen warmen Pulli und kann mich richtig auf den Weg machen. Die Stadtgrenze von Gerolstein hatte ich bisher nämlich noch nicht überschritten.
Irgendwie komme ich nach dem holprigen Start in den Tag nicht richtig in den Radel-Flow und tue mich sehr schwer. Der Weg kommt mir unglaublich anstrengend und mühsam vor. Immer wieder muss ich runterschalten, um die nächste Steigung in Angriff zu nehmen. Schade, aber es gibt halt gute und schlechte Tage, dieser ist irgendwie nicht meiner. Unabhängig von meinem persönlich Befinden ist die Strecke aber wieder super schön und (bis auf die Anstiege) gemütlich auf asphaltierten Wegen zu fahren. Das steilste Stück mit 10 % Steigung und ca. 110 Höhenmetern kurz nach Kyllburg habe ich ganz entspannt sitzend zurückgelegt – mit der Bahn *hihi. Bei meiner Vorab-Recherche wurde ausdrücklich auf diese Möglichkeit hingewiesen – sehr praktisch. Und der Radweg führt auch genau an beiden Bahnhöfen vorbei. Vielleicht mache ich dieses Teilstück mal in die andere Richtung und genieße die Abfahrt. hihi.
Aber auch ohne das steilste Stück der Strecke bekommt an einiges geboten. Immer wieder gibt es Hinweistafeln die einen auf Besonderheiten an der Strecke aufmerksam machen. Wie zum Beispiel die Lindenquelle.
Außerdem geht es zwischen St. Thomas und Kyllburg durch einen Tunnel. Direkt neben der Bahnlinie, anstelle des zweiten stillgelegten Gleises, gibt es einen Weg für Fußgänger und Radfahrer. Sowas gefällt mir. Zum Glück ist gerade kein Zug gekommen. Das geht bestimmt durch Mark und Bein, wenn der neben einem durch den Berg rast. Außerdem gibt es noch Einbahn-Tunnel, damit es beim Unterqueren der Straße nicht zu Unfällen kommt. Hihi – sehr cool. Am Besten hat mir aber die “Klingel” am Bahnübergang gefallen. Kurz den Hebel drücken und ein netter junger Mann meldet sich. “Ich würde gerne über die Gleise radeln.” “Na, dann mache ich Ihnen mal die Schranken hoch – dann müssen Sie nicht drüber klettern.”. Danke! Sehr freundlich. Als ich schon einige Meter weg bin, höre ich die Stimme erneut: “Ich mach dann jetzt mal wieder zu”. OK! Und ich bin dann mal weg.
Und immer wieder bekommt man einen tollen Blick ins grüne Kylltal geboten.
Übernachtet wird heute im Waldhaus Eifel, direkt am Eifelpark. Wie sollte es anders sein… natürlich radle ich vom Philippsheimer Bahnhof wieder knapp einen Kilometer bergauf, um das Hotel zu erreichen. *schnauf. Nach 40 km reicht es mir für heute.
Noch eine kleine Empfehlung fürs Abendessen. Wir waren im Landhaus Biel und haben hier lecker zu angenehmen Preisen gegessen. Allerdings eher für Fleischliebhaber :-).
Die Caches an diesem Tag: GC6C3MM, GC4KVJ3, GC3P1FN, GC3JXRM, GC6E3KN, GC2PXGK, GC1RRTF und GC4DWCH (keine Gewähr auf die richtige Reihenfolge).
Für die Statistik:
28,4 km
1 Stunden, 56 Minuten in Bewegung
1 Stunden, 45 Minuten Pause (Auberg-Besteigung und Pulloverlieferung)
14,6 km/h reine Fahrzeit
7,7 km/h inkl. Pause
Mit der Bahn von Kyllburg bis Erddorf (reine Fahrzeit 6 Min *g)
11,7 km
1 Stunden, 01 Minuten in Bewegung
28 Minuten Pause
11,4 km/h reine Fahrzeit
7,9 km/h inkl. Pause
Tag 3 – von Gondorf nach Trier
Das Gute daran, wenn man abends bergauf zum Hotel radeln muss, ist, dass man am nächsten Morgen gemütlich bergab starten kann. Also rolle ich entspannt los auf die letzten gut 40 km des Kyllradweges bis nach Trier.
Für heute ist – genau wie für die letzten beiden Tage – Regen angesagt. Die Wolken hängen auch bedrohlich tief am Himmel, aber es kommt zum Glück nichts raus. Ich kann also die Aussichten ins grüne Kylltal genießen, durch das es heute überwiegend geht. Rechts und links von mir ragen bewaldete Hänge auf. Zu meiner Erleichterung bleibe ich aber unten in Flußnähe – hihi. Die Steigungen gestern haben mir gereicht.
Auch heute geht es wieder durch einen Tunnel. Diesmal ist es der Kyller Tunnel und auch diesen teile ich mir mit der Bahn. Richtig gut.
Schön ist auch Burg Rammstein, an der ich aber nur einen Blick aus der Ferne werfen kann. Die muss ich mir mal in Ruhe angucken und Albert nehme ich dann auch mit. Schon die ganze Zeit über kommt mir der Gedanke, dass ich die Eifel und das Kylltal an diesem Wochenende nicht zum letzten Mal besucht habe.
Sobald ich Trier-Ehrang erreiche, ist es erstmal vorbei mit der Idylle. Der Radweg führt nämlich ein kurzes Stück durch Industriegebiet, bis es dann entlang der Mosel weitergeht. An ihrem Ufer radele ich gemütlich bis nach Trier, wo Albert mich schon in Christis Eis & Kaffee erwartet. Eine unscheinbare kleine Eisdiele im Schatten des Trier Doms mit dem köstlichsten Erdbeer- und Pistazieneis, das ich jemals gegessen habe. Mjammi, ein Traum – und die Sonne scheint auch wieder. So sollte eine tolle Tour enden. Wir schlendern noch ein bisschen durch die Trierer Altstadt und dann geht es heim. Vielen Dank nochmal Sabine, dass du mich mit deiner Blogger-Aktion XXL Stadt, Land, Fluß hierhin geführt hast.
Die Caches auf dieser Etappe: GC4GAVR, GC4KCAZ, GC6BX0W, GC4GNNB, GC1TZ1E, GC3TAZ1 und GC3RRNQ.
Den GPX-Track für die Tour findet ihr hier.
43,8 km
3 Stunden, 03 Minuten in Bewegung
16 Minuten Pause
14,3 km/h reine Fahrzeit
13,1 km/h inkl. Pause
[…] ✓ K Fluss Kyll von Ich … einfach unterwegs! […]