An diesem Wochenende war ich auf Einladung der Sauerland-Wanderdörfern auf dem Diemelsteig unterwegs.*
Ich freue mich, wieder auf dem Diemelsteig (Website) zu sein. Die 10 km gestern haben mir schon sehr gut gefallen, mal sehen, ob das noch zu topen geht. Wir starten auf dem Dommel mit einer Besteigung des Dommelturm. Bei klarem Wetter hat man von hier wohl eine tolle Aussicht über die Berge und Täler des Sauerlandes, diese wurde uns heute jedoch vom diesigen Wetter verwehrt. Es wird mir also nichts anderes übrig bleiben, als die Gegend zu Fuß zu erkunden :-). Was würde ich da wohl besser eignen, als die 17 km über den Diemelsteig bis nach Heringhausen. Wie gut, dass ich genau das für heute sowieso eingeplant hatte.
Für diejenigen unter euch, die den Diemelsteig gehen möchten: Für die Besteigung des Dommelturms müsst ihr etwas 2 – 2,5 km zusätzliche Wegstrecke und ein paar Höhenmeter einplanen. Für mich beginnt meine heutige Wanderung hier und ich folge den grünen Diemelsteig Logos links runter durch den herbstlichen Misch- und Fichtenwald. Gefallenes Laub dämpft meinen Schritt und schon nach wenigen hundert Metern gibt es das erste Mal etwas zu sehen. Aussicht 🙂 Und gaaannnzzz hinten einen kleinen Sonnenstrahl. Ob ich wohl Glück habe und davon noch ein bisschen mehr heraus kommt?
Der Diemelsteig leuchtet bunt vor Herbstlaub
Bis die Sonne sich ihren Weg durch die Wolken zu mir bahnt, freue ich mich, das die Wolken mir zwar auf dem Dommelturm die Sicht versperrt haben, hier aber eigentlich nicht stören. Ich gucke einfach unter ihnen ins Tal und genieße das, bis mich der Wald wieder in seine rotgold gemusterten Arme nimmt. Ein paar kleine Tradis liegen am Rand der Strecke und ich komme auf den gut ausgebauten Wegen zügig voran. Angenehm ist auch, dass es stetig minimal bergab geht.
Und dann ist auf einmal alles gleichzeitig da. Ich trete aus dem Wald und habe eine wunderschöne Aussicht, sehe strahlende Sonne und sogar ein bisschen blauen Himmel… herrlich. Kennt ihr das, wenn euch beim Wandern das Herz aufgeht? Ihr von Glücksgefühlen überschüttet werdet und euch klar wird, wie wunderschön doch die Natur und unsere Welt ist? So ging es mir in diesem Augenblick. Und die Fotos die ich gemacht habe – so schön sie auch sind – sie sind doch nur ein kleiner Ausschnitt.
An dieser Stelle hat mir nicht nur die Aussicht, sondern auch die Wegführung besonders gut gefallen. Im wahrsten Sinne des Wortes ist hier der Weg das Ziel. Man geht ein bisschen Zickzack über die Weiden und hat so schön viel Zeit, die Landschaft auf sich wirken zu lassen. Wirklich toll.
Gemütliche Bänke und Sitzgruppen laden auf der Strecke immer wieder zum Verweilen und Pausieren ein. Ich gehe heute aber einfach weiter – schließlich werde ich von Albert im Fährhaus zu einer ausführlichen Rast erwartet. Und bis dahin ist es noch ein Stück.
Durch saftige Wiesen und Weiden führt mich der Diemelsteig
Der Diemelsteig führt mich vorbei an glücklichen Kühen (sie müssen einfach glücklich sein, wenn sie tagein und tagaus die tolle Aussicht genießen können und wiederkäuend den Wanderern und Radfahrern hinterher gucken können) und hinein in den nächsten Herbstwald. Es geht deutlich bergab bis ich erst die fröhlich plätschernde Itter und dann die Landstraße nach Bontkirchen überquere. Und da ist er – der Diemelsee. Ich umrunde das westlichste Ufer des 3,2 km langen Itterarms und komme nach einigen Höhenmetern in den Wald oberhalb des Stausees. Herrliche Blicke über den See und das Naturschutzgebiet inklusive.
Hier ist es gleich etwas voller. Viele Kurz-urlauber, die eine Wanderung machen möchten, nutzen einen der zahlreichen Wege um den und in der Nähe des Sees. Auch einige Angler lassen sich beobachten, die geduldig ihre Angeln ins Wasser halten und auf den großen Biß warten.
Wunderschöne Aussichten auf den Diemelsee
Ich komme auch an Campingplätzen vorbei (gleich drei davon gibt es hier) – direkt am See. Vielleicht sollten wir den auch mal ausprobieren. Eigentlich ist es zu schade, dass wir unseren Wohnwagen nur alle ein bis zwei Jahre für drei Wochen Sommerurlaub rauszuholen. Gleich mal für 2017 das eine oder andere verlängerte Wochenende auf Campingplätzen einplanen (ToDo-Liste).
Während ich gemütlich weiter gehe, fällt mir kaum auf, wie ich Höhenmeter um Höhenmeter erklimme. Klar, es geht die ganze Zeit aufwärts, aber als sich plötzlich die Bäume lichten und ich auf den See blicke, wundere ich mich schon, wie tief er unter mir liegt.
Als ich das Seeufer erreiche (und einen kleinen Tradi auf dem Wandererparkplatz suche), verlasse ich den Track und gehe gut 1200 Meter nach rechts bis zum Fährhaus. Einen warmen Orangensaft (hey – es ist Herbst) und eine köstliche Folienkartoffel mit Kürbisgemüse später, geht es auf die letzten Kilometer meiner heutigen Tour. Der kleine Umweg hat sich wirklich gelohnt. Eine Pause tut gut und bei dem schönen aber doch ziemlich kühlen Wetter ist es besser, diese im Warmen zu absolvieren.
Versteckt hinter der Staumauer liegt das Wasserkraftwerk Diemelsee
Ich schlendere am Seeufer entlang, der ganz glatt und ruhig da liegt. Die goldroten Blätter des Herbstwaldes spiegeln sich in der Wasseroberfläche und ich bin nicht die einzige, die fröhlich Fotos macht. Bis zu Staumauer ist es nicht weit, ich brauche aber ewig, da ich alle paar Meter stehen bleibe, fotografiere oder einfach nur schaue.
An der Staumauer dann die nächste Überraschung. Wir sind im Laufe dieses verlängerten Wochenendes schon zwei-/dreimal über sie gefahren und für mich ist klar, jetzt geht es zu Fuß über das gute Stück. Doch weit gefehlt. Der Track führt mich hinter die Staumauer und dann abwärts. Wie jetzt? Häää?
Beim Näherkommen sehe ich dann, was los ist. Hinter der Staumauer liegt ein traumhaft schönes Wasserkraftwerk. Wie genial ist das denn? Ich flitze regelrecht den Weg hinunter und bin total fasziniert. Wie wunderbar muss das sein, wenn die Schleusen geöffnet werden und das Wasser hier mit ungebremster Kraft herunter donnert? Ob man das Kraftwerk besichtigen kann? Schließlich gibt es geheimnisvolle Türen, die in die Staumauer führen. Und Gänge und überhaupt… ICH WILL DA REIN.
Erstmal begnüge ich mich aber damit, ganz nah und mit großen Augen an allem vorbei zu gehen. Und das auch noch ganz offiziell, schließlich führt der Diemelsteig genau hier entlang. Zum zweiten Mal am heutigen Tage schicke ich ein stilles Dankeschön an die Wegeführungs-Verantwortlichen. Hut ab – das ist euch gelungen.
Zum Schluß bietet mir der Diemelsteig noch einen knackigen Aufstieg
Auf der rechten Seite der Diemel mit wunderschönem Blick auf Marsberg führt mich der Wanderweg ein Stück um den Eisenberg herum. Ich mache mich schon mal bereit für den Aufstieg. Immerhin sind es bis zum höchsten Punkt des Berges noch gut 253 Höhenmeter. Als ich das kleine Sperrwerk erreiche, geht es rechts hinauf. Und hinauf. Und hinauf. Langsam aber kontinuierlich wandere ich auf dem breiten Serpentinenweg von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt. Die wenigen zusätzlichen Meter Wegstrecke nehme ich dafür gerne in Kauf und folge, sobald ich die Wegweiser zur “Aussicht Staumauer” (+ 150 m) und “Aussicht Diemeltalsperre” (+ 450 m) sehe, den Pfeilen.
Langsam fängt es an zu dämmern und mir wird klar, dass ich nicht im Hochsommer unterwegs bin. Mist. Oben bin ich noch nicht und meine Taschenlampe habe ich zu Hause gelassen. Also… nur kurz ein paar Fotos gemacht und auf zum “Gipfelschild”. Ab hier geht es nur noch bergab. Der breite Weg von eben ist Geschichte und ich wandere durch tiefes, knisterndes Laub. Schade, dass ich das nicht so richtig genießen kann. Kleine Pfade sind toll – aber nicht, wenn es dunkel wird.
Die Dämmerung holt mich ein
Ich verfalle in einen leichten Trab und lasse mich vom gemächlichen Gefälle voran tragen. Die letzten drei Kilometer meiner Tour verlaufen durch tollen, urigen Wald. Es ist die gleiche Strecke, die ich gestern Vormittag mit Christian Kümmel bergauf gekommen bin. Trotz der guten Trackaufzeichnung und meiner “Ortskenntnis” muss ich zweimal stehen bleiben, um mich zu orientieren. Wo ist der nächste Wegweiser? Ist das dort rechts der richtige Weg oder muss ich mich doch weiter links halten. Eine spannende Erfahrung. Kaputt aber glücklich komme ich schließlich am Wanderpark “In der Florenbicke” aus dem Wald. Albert wartet schon auf mich. Juhu.
Auf geht es nach Hause. Und ich bin mir sicher – der Diemelsee hat mich nicht zum letzten Mal gesehen. Super schön hier und ein paar Kilometer des Diemelsteigs fehlen mir ja schließlich auch noch. Und mit dem Bötchen möchte ich auch noch über den See fahren- beim Fährschiffwandern kann man das nämlich wunderbar mit einer kleinen Wanderung verbinden. Außerdem gibt es noch einen Geocaching-Trail der rund um den See führt und und und.
Das wird nicht meine letzte Wanderung im Sauerland gewesen sein
Und wenn ich damit durch bin, guck ich mal in einem der anderen Sauerland-Wanderdörfer vorbei. Die Ortschaften Brilon, Diemelsee, Medebach, Lennestadt, Kirchhundem, Olsberg, Schmallenberg, Eslohe, Willingen, Winterberg und Hallenberg bilden gemeinsam die erste Qualitätsregion Wanderbares Deutschland. Seit 2014 garantieren die gesamte Region Sauerland damit ein vollendetes Wandererlebnis mit höchsten Ansprüchen. Die abwechslungsreichen, sanft schwingenden Landschaft sind sowieso einen Besuch Wert. Dazu eine große Vielfalt sehr gut ausgeschilderter, zertifizierter Premium- und Qualitäts-Wanderwege, viele Pauschal-Wander-Angebote und die Möglichkeit, sich Ranger und Wanderführer zu “mieten”, machen die Sauerland-Wanderdörfer zu einem Muss.
Die GPX-Daten zum kompletten Steig gibt es hier.
Natürlich gibt es auch einige Geocaches zu finden. Los geht es mit einem Minimulti direkt am Dommelturm und dann folgen auf der Strecke: GC52QD9, GC52PYX, GC5RTH4, GC1H8NN, GC5RTJC, GC4025G und GC4FFF1.
20,1 km (davon 2,5 km für die Pause im Fährhaus und ca. 500 m für die zusätzlichen Wege zu den Aussichtspunkten auf dem Eisenberg)
5 Stunde, 32 Minuten in Bewegung
42 Minuten Pause
3,6 km/h reine Gehzeit
3,2 km/h inkl. Pause
* Ich wurde von den Sauerland-Wanderdörfern zu einem Wochenende in der Region Diemelsee eingeladen. Die Übernachtung im Seehotel Diemelsee wurde übernommen. Die Kostenübernahme und gute Organisation hatte keinen Einfluß auf meine Berichterstattung.
Wo man mich noch findet:
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