Walk & Talk

Walk & Talk mit Soledad Sichert von bonntouren.de

bildschirmfoto-2016-12-02-um-10-25-23Kurzer Steckbrief:

Name:           Soledad Sichert
Geburtsjahr:  1970
Beruf:             Begeisterte Gästeführerin
Website:        bonntouren.de
Blog:               Sole’s Blog
Facebook:      facebook.com/bonntouren.de
Twitter:         @bonntouren

10 Gegensatzpaare zum Auswählen:

Online / Offline       Entspannung / Abenteuer       Bonn / Berlin       Wasser / Wein
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Hotel / Campingplatz       Tee / Kaffee

Ikarus Statue in Bonn beim Walk & Talk mit Soledad Sichert
Ikarus 1993 von Simon Benetton

Maria Soledad Joost Newbery de Sichert… wow – diesen Namen muss man erst mal auf sich wirken lassen, oder? Klingt der nicht total exotisch? Nach fernen Ländern, spannenden Begegnungen und Abenteuern? Auf jeden Fall! Und mein erster Eindruck verstärkte sich noch, als ich einen Blick auf Soledad Sicherts Lebenslauf werfe: Geboren wurde sie in Argentinien, war Konferenz-Dolmetscherin für die Automobil-Industrie und lebte in der Dominikanischen Republik, Frankreich, Russland und der Ukraine. Außerdem ist sie Mineralwasser(und Wein)-Sommelière, DIN-zertifizierte Gästeführerin und Social Media Managerin. Außerdem ist sie  ganz nebenbei auch noch Familienmensch und Mutter von vier Kindern. Da bleibt selbst mir der Mund offen stehen. Hach – ich liebe solche Walk & Talks.

Soledad Sichert liebt Bonn – und Beethoven

Viel Zeit bleibt mir aber nicht, diese ganzen Infos zu verarbeiten. Soledad Sichert ist nämlich nicht nur Wasser-Fachfrau, vielmehr ist sie selbst wie eine Mineralwasserquelle. Es sprudelt nur so aus ihr heraus. Infos über Bonn und ihre Leidenschaft Beethoven. Über Politik, Kultur und die Bonner Touristiker. Ihre Begeisterung und ihr Lachen sind ansteckend. Bald schon habe ich die eisige Kälte dieses Wintertages vergessen und lasse mich entführen… in Soledads Bonn.

Beethovens Taufbecken beim Walk & Talk in Bonn
Beethovens Taufbecken in der Pfarrkirche St. Remigius

Los geht unser Walk & Talk am Theater Bonn nahe der Kennedybrücke. Hier habe ich auch für heute meine erste Begegnung mit Ludwig van Beethoven. Er hat nämlich in einem Haus direkt am Rhein gewohnt, an dessen Standort (das Haus selber wurde im 2. Weltkrieg zerstört) wir vorbeikommen. Einen Moment bleiben wir stehen und genießen den tollen Blick von hier über den Rhein bis hin zum Siebengebirge. Ob Beethoven wohl genauso verträumt über den Fluss geguckt hat wie wir jetzt? Aber besonders lange kann das nicht gewesen sein. Schließlich ist er, wie es für die damalige Zeit üblich war, bis zu 70 Mal umgezogen.

Wie es zu ihrer Begeisterung für den Deutschen Musiker gekommen ist, frage ich Soledad Sichert im weiteren Verlauf unseres Walk & Talk. Sie erzählt mir, dass Argentinien eine enge Verbundenheit zu Deutschland hat. Beethoven wird in ihrem Heimatland sehr verehrt. Sie war schon ein großer Fan, bevor es sie 2001 ins Rheinland zog. Wie toll, dass aus ihrer Leidenschaft ein Beruf geworden ist.

Oasen der Ruhe und Beethovens Taufbecken

Wir gehen weiter, um in der Pfarrkirche St. Remigius einen kurzen Blick auf Beethovens Taufbecken zu werfen. Es ist heute noch in Gebrauch und meine Fantasie schweift plötzlich ab. Ich mache mir ein paar Gedanken darüber, wie viele andere Genies hier wohl schon etwas Wasser über das Köpfchen bekommen haben. Soledad holt mich in die Gegenwart zurück und ich komme in den Genuss eines kleinen Geheimtipps. Verlässt man nämlich das Kirchenschiff in Richtung der Katholischen Hochschulgemeinde, erreicht man einen Kreuzgang mit kleinem Garten. Ein wunderschöner, ruhiger Ort, abseits von Stress und Hektik. Soledad Sichert ist gerne hier. Zum Beispiel wenn die ganze Stadt brummt und sie mal einen Moment Ruhe braucht. Oder wenn man während eines Walk & Talk mal entspannt plaudern möchte. Wirklich ein friedliches Fleckchen zum Innehalten – vielleicht kommt ihr mal her und schaut es euch an?

Während wir bei unserem Walk & Talk durch Beethovens Geschichte spazieren, kommen wir auch immer wieder auf Soledads Leben zurück. Bereits in Argentinien hat sie Deutsch gelernt und ist für ein Praktikum ein Jahr lang nach Stuttgart gekommen. Hier hat sie bei einer Lizenzagentur gearbeitet, die argentinische Literatur nach Deutschland “importiert” hat. Eine spannende Zeit, während der sie auch ihren zukünftigen Mann kennengelernt hat. Erst mal ging es aber wieder zurück nach Argentinien, bis sie zwei Jahre später dann zu ihm nach Bayern gezogen ist. Hier gibt sie Spanischunterricht, übersetzt für die Automobilindustrie und bekommt drei ihrer vier Kinder.

Das Beethoven Haus in Bonn
Infotafel an Beethovens “Geburtshaus”

Soledads Weg führt sie von Argentinien über Bayern bis ins Rheinland

Soledad Sichert sucht ein neues Beethoven Buch beim Walk & Talk in Bonn
Zwei Beethoven Groupies bei der Lektüre

Obwohl Soledad Sichert gut in Bayern angekommen ist, tut sie sich schwer mit der Bayerischen Mentalität- Als ihr Mann einen Job in Bonn angeboten bekommt, ist sie sofort Feuer und Flamme. Ich lausche ihr gebannt und wundere mich, warum sie plötzlich stehen bleibt. Wir haben Beethovens Geburtshaus erreicht und ich staune nicht schlecht, als ich höre, dass die Daten der Infotafel auf der Häuserfront nicht alle stimmen. Zum einen wurde Ludwig nicht in dem Haus, an dem das Schild angebracht ist, geboren, sondern im Hinterhaus (na gut, da wäre das Schild natürlich auch für niemanden sichtbar), und zum anderen kennt man sein Geburtsdatum gar nicht.

Das Beethovenhaus in Bonn beim Walk & Talk mit Soledad Sichert
Ganz oben rechts… da wurde Beethoven geboren

Der 17. Dezember 1770 war vielmehr sein Taufdatum. Ahaaaaa…. interessant. Also gehen wir hinein ins Beethoven-Haus und werfen einen kurzen Blick auf das tatsächliche Geburtshaus des Musikers. Die Damen an der Kasse und am Shop begrüßen Soledad begeistert. Man merkt, dass hier Menschen mit gleichen Interessen aufeinandertreffen. Sofort wird über neue und alte Lieblingsbücher gesprochen. Ein gerade frisch erschienener Band von Beethoven liest (Schriften zur Beethoven-Forschung. Reihe IV) nimmt Soledad gleich mit. Schließlich muss man sich ja weiterbilden.

Apropos weiterbilden. Kurz nachdem Soledad in die Nähe von Bonn gezogen ist, liest sie in der Tageszeitung eine Stellen-Anzeige. Die Stadt Bonn sucht Interessenten für eine Ausbildung zum Gästeführer. Voraussetzung sind Sprachkenntnisse in Deutsch, Englisch, Spanisch und Französisch… das kann die Argentinierin alles.

Menschen durch “ihre” Stadt zu führen ist das, was Soledad Sichert liebt

Und großes Interesse an Kultur, Politik und Beethoven hat sie auch. Also hat sie sich angemeldet und dann einige Jahre für die Stadt Bonn gearbeitet. Bis sie sich nach einigen Jahren schließlich selbständig gemacht hat. Warum? Weil sie sich bei den von der Stadt angebotenen Führungen im Laufe der Jahre zu eingeengt fühlte. Anfangs war der durch bestehende Konzepte gesetzte Rahmen perfekt, aber mit der Zeit fehlte ihr die Möglichkeit, eigene Wege zu gehen. Als Fremdenführerin sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Sie brauchte mehr Raum für Kreativität und die Individualität. Eigenschaften, die ihrer Meinung nach zu einem solchen Beruf gehören. Jetzt führt sie interessierte Besucher in Eigenregie durch die Stadt und passt die Führungen den individuellen Wünschen Ihrer Kunden an. Außerdem organisiert sie Veranstaltungen, berät Touristiker beim Thema Social Media und führt Mineralwasser-Verköstigungen durch.

Beim heutigen Walk & Talk erfahre ich, wie man Mineralwasser-Sommelière wird

Mineralwasser und Schokolade beim Walk & Talk mit Soledad Sichert
Ein kleines Mitbringsel für mich – natürlich Mineralwasser und Beethoven-Schokolade. Lecker!

Mineralwasser? Spannend. Mir selber ist auch schon aufgefallen, wie unterschiedlich Wasser schmecken kann. Dass man sich mit dem Thema aber hochprofessionell als Sommelière beschäftigen kann, das ist mir neu. Und vor allem… warum sollte man? Soledad hatte schon immer eine besondere Affinität zu Wasser. Sie ist viel in der Welt herumgekommen und hat sich schon als Kind Gedanken über die unterschiedlichen Wasserqualitäten gemacht. Warum kann man in manchen Ländern das Wasser aus der Leitung trinken, während man anderswo Trinkwasser im Geschäft kaufen muss. Als sie dann von einer Ausbildung zum Mineralwasser-Sommelière erfuhr, hat sie sich gleich angemeldet. Oder zumindest hat sie es versucht – anfangs war das nämlich gar nicht so einfach. Schließlich war der Kurs nur für die Gastronomie und für die Mitarbeiter von Mineralbrunnen gedacht.

Aber Soledad blieb beharrlich und hat so lange argumentiert, bis sie am Ende die Zulassung bekam und eine Ausbildung beim Handelsverband für Heil- und Mineralwasser e. V. und im Anschluß die 3 Blöcke bei der Doemes Genussakademie (Mineralwasserexperte, Mineralwassersensoriker und Mineralwasserbotschafter) erfolgreich absolviert hat. Seither kann man bei ihr eine Mineralwasser-Verkostung buchen und sich einmal quer durch die Deutschen Bundesländer trinken.

Bei Milchkaffee und Tee gönnen wir uns eine kleine Pause

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Inzwischen sind wir zu einer kleinen Pause ins Café Coppeneur Chocolatier angekommen. Ohhh – tödlich. Alles voller köstlicher Schokolade des Bad Honnefer Unternehmens. Ich gucke einfach gar nicht hin und bestelle mir schnell einen Milchkaffee. Von Soledad erfahre ich, dass bei Coppeneur die Schokolade von der Kakao-Bohne an selbstgemacht wird. Viele andere Unternehmen kaufen die fertige Schokoladenmasse ein und gießen sie dann nur noch in die eigenen Formen. Hmm – trotzdem werde ich nichts probieren. Ich bin stark!

Soledad Sichert betrachtet die Beethoven Variationen

Wir nutzen den Platz und Soledad zeigt mir ein paar Noten. Einmal die handgeschriebene Version von Beethovens Diabelli-Variationen, in der man seine ganze Leidenschaft erkennen kann. Wo er mit Nachdruck schreibt, wo er sich Zeit lässt, wo er alles durchstreicht… das Manuskript lebt. Und daneben legt sie dann die gedruckten Noten, die heute Musikern dazu dienen, seine Werke zu spielen. Gegen die Handschriften wirken diese Noten recht nüchtern – sie müssen erst wieder mit einem Instrument zum Leben erweckt werden. Spannend, was ich bei meinem heutigen Walk & Talk alles zu sehen bekomme.

Soledad Sichert und ich plaudern über gemeinsame Bekannte

Skulptur des Parcours von Marco Di Piazza steht am Brassertufer beim Walk & Talk in Bonn
„Dal Reno all’Università“. Eine Skulptur des Parcours von Marco Di Piazza steht am Brassertufer

Anschließend plaudern wir im Café über Social Media und Tourismus, über Blogger, Gastronomen, Hoteliers und über gemeinsame Bekannte. Wirklich spannend, wie “klein” die Social-Media-Welt eigentlich ist. Ich frage mich, warum wir uns nicht schon viel früher kennen gelernt haben. Egal, jetzt kennen wir uns ja und schon gibt es ein paar Ideen für gemeinsame Projekt. Hach… das wird spannend.

Als wir das Café schließlich verlassen, wird der Walk & Talk kurzfristig in einen Drive & Talk umgewandelt. Jetzt geht es in Soledads Wagen ins Regierungsviertel. Hier zeigt sie mir, welche Unternehmen heute in den früheren Ländervertretungen ansässig sind. Ich erfahre, dass Bonn noch nie so viele Einwohner hatte wie im Moment. Außerdem arbeitet jeder 5. Bonner im ehemaligen Regierungsviertel. Das ist wirklich interessant. Auch politisch ist Bonn nach wie vor eine Größe. Alle 15 Ministerien haben Niederlassungen hier und erst kürzlich wurden zwanzig Bundeseinrichtungen in Bonn neu eröffnet. Das war mir nicht klar. Ich bin vielmehr davon ausgegangen, dass der größte Teil unserer Bundespolitiker in Berlin sitzen.

Walk & Talk in Bonn Beethoven Graffiti

Ein besonderes Verhältnis hat Soledad zur Villa Hammerschmidt. Für sie eines der faszinierendsten und schönsten Gebäude von Bonn. Wer Interesse hat, kann an einer ihrer Führungen durch die Repräsentationsräume des Bundespräsidenten-Sitzes teilnehmen. Ein ToDo, was ich mir auch schon auf meine Liste geschrieben haben.

Liebe Soledad – vielen Dank für das Walk & Talk. Es gab tolle Einblicke in “dein” Bonn, in Kultur, Politik und hinter die eine oder andere Kulisse. Ich freue mich darüber, etwas über dich erfahren zu haben. Außerdem bin ich jetzt schon gespannt auf unsere zukünftigen Treffen.

Wo man mich noch findet:

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